Alexander Gerst - Mission 2014 Erster Einsatz als Astronaut auf der ISS
Alexander Gerst war im Jahr 2014 das erste Mal auf der Internationalen Raumstation. Ein halbes Jahr verbrachte er mit Experimenten, Körpertraining und der Wartung der ISS - und unternahm einen Weltraumspaziergang.
Am 28. Mai 2014 reiste Alexander Gerst mit einer Sojus-Rakete zum ersten Mal zur Internationalen Raumstation. Nach fast 166 Tagen im All und etwa 2.500 Erdumrundungen kehrte er am 10. November 2014 wieder auf die Erde zurück. Körperlich hatte er den langen Weltraumaufenthalt und die Landung mit einer Sojus-Kapsel in Kasachstan gut überstanden, doch im ersten Moment war die Wehmut groß.
"Ich will wieder nach oben!"
Astronaut Alexander Gerst kurz nach seiner Rückkehr von der ISS
Blick aus der ISS auf die verletzliche Erde
Während seines Aufenthalts auf der ISS bewegte Gerst die Menschen mit seinem oft überraschenden Blick auf die Erde. Die andere Perspektive aus dem All war für ihn von Anfang an ein wesentlicher Aspekt seiner ersten Weltraummission, für die er den Namen "Blue Dot" gewählt hatte.
"Von außen sieht man: Die Erde ist nicht nur eine begrenzte Kugel, sie ist auch noch relativ klein. Das Universum besteht vermutlich zu 99,99 Prozent aus schwarzem tödlichen Nichts, und an einer Stelle gibt es diesen blauen Punkt. Das ist unsere Heimat und die ist nicht von einer robusten Atmosphäre umgeben, sondern von einem zarten Schleier, der uns als einziges schützt."
Alexander Gerst
Der dritte deutsche Astronaut auf der ISS
Alexander Gerst gehört seit 2009 dem Europäischen Astronautenkorps an. Er war der elfte Deutsche im All und der dritte deutsche Raumfahrer auf der ISS, nach Thomas Reiter (2006) und Hans Schlegel (2008). Im Oktober 2014 absolvierte er als dritter Deutscher einen Außeneinsatz an der Raumstation. 2018 fliegt Gerst zum zweiten Mal zur ISS und wird für ein Vierteljahr der erste deutsche Kommandant der Raumstation.
Russisch-amerikanisch-deutsche WG im All
Während Gersts Aufenthalt auf der ISS lebten dort sechs Astronauten zusammen. Gemeinsam mit ihm waren als Expedition 41 der US-Astronaut Reid Wiseman und der russische Kosmonaut Maxim Surajew gekommen. Bis zum 10. September war die Expedition 40 mit an Bord, die Kosmonauten Alexander Skworzow und Oleg Artemjew und der NASA-Astronaut Steven Swanson. Danach komplettierte die Expedition 42 die Weltraum-WG, bestehend aus Jelena Serowa und Alexander Samokutjajew aus Russland sowie Barry Wilmore aus den USA.
Daran wurde bei der ersten Mission von Gerst auf der ISS geforscht
6 Monate - 160 Experimente
Bei seinem Aufenthalt im Jahr 2014 auf der ISS war Alexander Gerst Bordingenieur und damit für wissenschaftliche Experimente zuständig. Zusammen mit seinen Weltraum-Kollegen betreute er rund 160 Versuche, die in dem halben Jahr seines Aufenthalts in den Laboren der Raumstation durchgeführt wurden. Hier einige Beispiele.
Der elektromagnetische Levitator
Ein Experiment war der elektromagnetische Levitator: ein Schmelzofen, in dem Legierungen hergestellt und untersucht werden können. Denn die Metallschmelzen verhalten sich in der Schwerelosigkeit völlig anders als auf der Erde.
"Ich würde mich riesig freuen, wenn wir mit den Legierungen, die wir da oben erforschen, Materialien entdecken, die vielleicht in zehn Jahren in einer Flugzeugturbine Treibstoff sparen," erklärte Alexander Gerst.
Kristallklare Ziele
Auch an der Herstellung besonders reiner Halbleiterkristalle wurde geforscht, die für die Mikroelektronik wichtig sind. Proteine wurden auf der ISS in ihrer Kristallform gezüchtet, um sie zu untersuchen. Biochemiker auf der Erde möchten den Aufbau der Eiweiße genau verstehen, die vielleicht in Medikamenten Verwendung finden können.
Es gibt auch eine Art Wetterstation - für das Sonnenwetter. Die Beobachtung der Sonnenaktivität wird für uns auf der Erde immer wichtiger, denn Sonnenstürme mit ihren stark geladenen Teilchen bringen Navigationsgeräte und andere elektronische Geräte durcheinander.
Wissenschaft am eigenen Leib
Gewollt oder ungewollt nehmen die Astronauten an Bord an einem weiteren Experiment teil: Wie sich der lange Aufenthalt im All und in der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper auswirkt. Und vor allem: Was Astronauten tun können, um die Schädigungen so gering wie möglich zu halten. Sie seien selbst "Versuchskaninchen" gewesen, sagte Alexander Gerst im Interview. "Es gibt sehr viele Experimente, mit denen wir Krankheiten erforschen. Sehr individuell, natürlich." Die Astronauten versuchten, Maßnahmen gegen den rapiden Muskel- und Knochenschwund sowie die schnellere Hautalterung zu finden, gegen die in der Schwerelosigkeit noch niemand gefeit ist.