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Redewendungen rund um den Körper Was hinter Sprichwörtern wie "kein Blatt vor den Mund nehmen" steckt

Stellt man sich gewisse Redewendungen wortwörtlich vor, die irgendwas mit uns und unserem Körper zu tun haben, entstehen die verrücktesten Bilder: Frosch im Hals, Haare auf den Zähnen, Würmer aus der Nase. Hier erfahrt ihr, was dahintersteckt.

Stand: 19.04.2024

Frosch im Hals, Haare auf den Zähnen, Würmer aus der Nase. Müsst ihr bei gewissen Redensarten und Sprichwörtern schmunzeln, wenn ihr sie euch wortwörtlich vorstellt?  | Bild: colourbox.com

Einen Frosch im Hals haben

Die Redewendung "Einen Frosch im Hals haben"

Die Redewendung "Einen Frosch im Hals haben" ist vom Namen einer Zyste abgeleitet.

Quak! Was macht denn bloß der Frosch im Hals, anstatt im Teich? Treibt er in unserer Kehle wirklich sein Unwesen, wenn einem die Stimme wegbleibt? Natürlich ist die Redensart "der Frosch im Hals" nicht wortwörtlich, sondern im übertragenen Sinn zu verstehen.

Erklärung

Der Ausdruck einen "Frosch im Hals haben" ist abgeleitet von dem medizinischen Begriff Ranula. Die Ranula ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste unter der Zunge, die Froschgeschwulst genannt wird, da die Schwellung ein glasig-froschähnliches Aussehen hat. Ranula ist lateinisch und bedeutet der kleine Frosch. Menschen, die an einem solchen Froschgeschwulst leiden, fällt das Sprechen genauso schwer wie jemandem, der den sprichwörtlichen Frosch im Hals hat.

Würmer aus der Nase ziehen

Die Redewendung "Würmer aus der Nase ziehen"

"Würmer aus der Nase ziehen" sollte im Mittelalter Menschen von Krankheiten befreien.

Man muss den Leuten redensartlich Würmer aus der Nase ziehen, wenn sie von sich aus nichts erzählen wollen und sich zu einem bestimmten Thema bedeckt halten. Die Vorgehensweise: immer und immer wieder nachbohren.

Erklärung

Der Ursprung dieser Redensart befindet sich im Mittelalter. Man glaubte damals, dass verschiedene Würmer für Krankheiten verantwortlich seien. Jeder Krankheit ordnete man eine speziellen Wurmgestalt zu. So gab es zum Beispiel den Herzwurm oder den Zahnwurm. Um diese zu vertreiben, benötigte man sogenannte Wurmsegen, die die Krankheitsdämonen aus dem Körper jagen sollten. Außerdem gab es Quacksalber, die Geisteskrankheiten heilen wollten, indem sie den Betroffenen Hirnwürmer aus der Nase zogen.

Kein Blatt vor den Mund nehmen

Die Redewendung "Kein Blatt vor den Mund nehmen"

Die Redensart "Kein Blatt vor dem Mund nehmen" stammt aus der Theater-Welt.

Wer kein Blatt vor den Mund nimmt, sagt jemandem unverblümt die Meinung. Geradeheraus, ohne beschönigende Formulierungen.

Erklärung

Diese Redensart hat sich aus einer alten Theatersitte entwickelt. Ehe die Komödianten Masken benutzten, haben sie sich das Gesicht mit Feigenblättern geschmückt. Sie waren dadurch unkenntlich und konnten Sachen sagen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Sich etwas hinter die Ohren schreiben

Die Redewendung "Sich etwas hinter die Ohren schreiben"

Die Redewendung "Etwas hinter die Ohren schreiben" stammt aus der mittelalterlichen Rechtspraxis.

Wenn Eltern ihren Sohn ermahnen, sich endlich hinter die Ohren zu schreiben, was er zu tun hat - dann werden sie langsam ungeduldig und fordern ihren Sohn auf, seine Aufgaben zu erledigen. Zum Glück wissen sie meistens nicht, woher diese auffordernde Redensart kommt.

Erklärung

Denn das geflügelte Wort bezieht sich auf eine mittelalterliche Rechtspraxis, bei der Zeugen bei Vertragsabschluss geohrfeigt wurden. Damals konnten die meisten Menschen weder lesen noch schreiben. Verträge mussten sie aber trotzdem schließen. Häufig ging es dabei um Grenzziehungen von Grundstücken. Damit diese mündlichen Verträge später auch vor Gericht Bestand hatten, waren Zeugen nötig. Als "Erinnerungshilfe" wurden diese Zeugen an den Ohren gezogen oder sogar geohrfeigt. Die Schmerzen sollten helfen, sich Dinge zu merken.

Es faustdick hinter den Ohren haben

Die Redewendung "Es faustdick hinter den Ohren haben"

Die Redewendung "Faustdick hinter den Ohren haben" stammt aus dem Mittelalter und bedeutet verschlagen.

Eigentlich sieht er ganz harmlos aus, doch wenn er es "faustdick hinter den Ohren hat", dann heckt er ständig neue Streiche aus. Die Stelle hinter dem Ohr zeigt Charaktereigenschaften an. Bei dieser Redensart ist der Schalk gemeint, der hinter den Ohren sitzt - und der bezieht sich auf die dort liegenden Knochenwülste.

Erklärung

Im Mittelalter glaubte man, dass die Verschlagenheit in den Knochen wohnt. Ein großer Knochenwulst zeigt also eine große Verschlagenheit an, getarnt aber durch die Ohren. Ist jemand dagegen "noch feucht hinter den Ohren", dann kommt er oder sie frisch aus dem Mutterleib. Ist noch nicht einmal das Fruchtwasser getrocknet, ist auch ein Mitreden nicht möglich.

Jemanden übers Ohr hauen

Die Redewendung "Jemanden übers Ohr hauen"

Die Redewendung "Jemanden übers Ohr hauen" stammt aus einer Zeit, in der Streit mit körperlicher Gewalt ausgetragen wurde.

Die Ohren sitzen in exponierter Lage am Kopf, dem wichtigsten Teil des Menschen. Entsprechend häufig tauchen sie auch in Redensarten auf, häufiger sogar als die Augen! Warum aber "haut ein Betrüger jemanden übers Ohr" und nützt damit die Gutmütigkeit oder auch Naivität des Betrogenen aus?

Erklärung

Das Sprichwort stammt aus einer Zeit, da Meinungsverschiedenheiten noch nicht mit Schusswaffen, sondern mit Knüppeln ausgetragen wurden. Wer den Gegner als Erster an der empfindlichen Stelle über dem Ohr im Bereich der Schläfe traf, war deutlich im Vorteil.

Haare auf den Zähnen haben

Die Redewendung "Haare auf den Zähnen haben"

Wer "Haare auf den Zähnen hat", gilt als extrem bissig.

Wer Haare auf den Zähnen hat, sollte etwa nicht mal wieder zum Frisör, sondern lieber an seinen Umgangsformen arbeiten. Denn wer redensartlich Haare auf den Zähnen hat, wird von seiner Umwelt als besonders schroff, aggressiv und rechthaberisch empfunden.

Erklärung

Früher stand starke Behaarung für Männlichkeit, Kraft und Courage. Hatte jemand Haare an Stellen, an denen gewöhnlich keine wachsen, so galten die Eigenschaften des jeweiligen Körperteils als besonders ausgeprägt. Die Haare auf den Zähnen standen so für eine extreme Bissigkeit bei der Wortwahl.

Einen Zahn zulegen

Die Redewendung "Einen Zahn zulegen"

Wenn der Zahnarzt seine Sprechstundenhilfe auffordert, doch bitte endlich einen Zahn zuzulegen, meint er nicht, dass sie dem Patienten auf dem Stuhl das Gebiss mit einem weiteren Zahn auffüllen soll. Vielmehr soll sie sich bei der Arbeit einfach mehr beeilen.

Erklärung

Die Redensart hat mit dem Gebiss im Mund ursprünglich überhaupt nichts zu tun. Es geht nämlich um die metallenen Zähne von Eisenstangen. Solche hingen im Mittelalter zum Befestigen von Kochtöpfen über dem Küchenfeuer. Mithilfe der Stangen wurde die Höhe der Töpfe über dem Feuer kontrolliert und somit die Temperatur für das Essen. Legte man einen Zahn zu, wurde der Topf um einen Eisenzahn weiter nach unten gehängt, um die Speisen schneller zu garen.

Mit allen Wassern gewaschen sein

Die Redewendung "Mit allen Wassern gewaschen sein!"

Wer "mit allen Wassern gewaschen ist", verhält sich gerissen.

Morgens das Gesicht mit Wasser waschen, mittags die Hände und vor dem Schlafengehen duschen - und schon ist man mit allen Wassern gewaschen. Nein, so ist die Redensart sicher nicht gemeint. Doch wie wäscht man sich denn mit allen Wassern?

Erklärung

Wer mit allen Wassern gewaschen ist, verhält sich umgangssprachlich clever, gerissen und gewitzt. Ursprünglich bezog sich diese Redewendung auf weit gereiste Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung gekommen waren. Sie haben durch ihre Schifffahrten und den Besuch zahlreicher Länder ihre Lebenserfahrung eminent gesteigert.

Sendungen über Redewendungen und Sprichwörter:


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