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Redewendungen mit Orten und Natur Wo ist der Holzweg und wo wächst der Pfeffer?

Wohin führt eigentlich der Holzweg? Wo liegt Wolkenkuckucksheim? Gleich neben den böhmischen Dörfern? Und was ist unter aller Kanone? Grüner Klee - oder wächst da der Pfeffer? Wir erklären euch die Herkunft dieser bekannten Redewendungen.

Stand: 19.04.2024

Audio: "Wo der Pfeffer wächst": Die erste deutsche Indienfahrt 1505

Auf dem Holzweg sein

Die Redewendung "Auf dem Holzweg sein"

Die Redewendung "Auf dem Holzweg sein" bezeichnet eine Sackgasse - auch im übertragenen Sinne.

Alle Wege führen nach Rom - nur der Holzweg nicht. Denn der führt in eine Sackgasse - sowohl beim Nachdenken als auch beim Waldspaziergang. Die Erklärung für diese Redensart liefert die Forstwirtschaft.

Erklärung

Der Transport von abgeschlagenen Holzstämmen schlägt tiefe Schneisen in den Waldboden. Diese Furchen verwechseln Spaziergänger oft mit normalen Wegen durch den Wald. Diese Holzwege enden jedoch abrupt an der Stelle, an der der Baum geschlagen wurde. Genauso muss auch die umgangssprachliche Auslegung verstanden werden. Folgt man einem falschen Gedankengang, ist man somit auf dem Holzweg und rennt einem Irrtum hinterher.

Video: Auf dem "historischen" Holzweg

Im Wolkenkuckucksheim leben

Die Redewendung "Im Wolkenkuckucksheim leben"

Der Philosoph Arthur Schopenhauer prägte den Begriff "Wolkenkuckucksheim".

Wolkenkuckucksheim ist fernab von aller Realität beheimatet. Quasi nicht auf dieser Welt liegt es in den Sphären der Imagination. Lebt jemand dort, zeichnet er sich umgangssprachlich durch realitätsferne Vorstellungen aus.

Erklärung

Wolkenkuckucksheim entstand 414 v. Chr. unter der Feder des griechischen Schriftstellers Aristophanes. Er beschreibt in der Komödie "Die Vögel" eine Traumstadt der Freiheit, des Reichtums und des Genießens. Vögel haben sie in die Luft gebaut, fernab der bösen Welt. Der Philosoph Arthur Schopenhauer übersetzt 1814 erstmals das griechische "nephelokokkygia" mit Wolkenkuckucksheim und prägte so den deutschen Begriff.

Wo der Pfeffer wächst

Die Redewendung "Wo der Pfeffer wächst"

In "das Land, wo der Pfeffer wächst" wünscht man Menschen, die man nicht mag.

Hinter Salzhausen links, über den Safranweg drüber und dann immer geradeaus. Dann ist man da, wo der Pfeffer wächst. Am entlegensten Ort der Welt. Dort, wo man unliebsame Menschen hinwünscht und hofft, dass man sie nie wieder sehen muss.

Erklärung

Diese Redensart ist schon seit dem 16. Jahrhundert belegt. Pfeffer wurde im Mittelalter als exotisches Gewürz gehandelt und war vor allem wegen seines langen Transportweges dementsprechend kostbar und teuer. Das Land, aus dem der Pfeffer importiert wurde, war Indien. Für damalige Verhältnisse unvorstellbar weit entfernt. Genau das Richtige also für Leute, die man nicht leiden konnte.

Das sind böhmische Dörfer

Die Redewendung "Das sind böhmische Dörfer"

Die Redewendung "Das sind böhmische Dörfer für mich" ist abgeleitet von Orten mit fremdartigen und schwer auszusprechenden slawischen Namen.

"Diese ganzen Redensarten sind für mich alles böhmische Dörfer." Das bedeutet, dass man sich mit dem Gebiet überhaupt nicht auskennt. Denn der Begriff "Böhmische Dörfer" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Dinge, die einem unbekannt oder ganz und gar unverständlich sind.

Erklärung

Die echten böhmischen Dörfer liegen, wie schon der Name sagt, in Böhmen, einer historischen Region in Mitteleuropa, die heute das westliche Tschechien bildet. Im 13. Jahrhundert besiedelten viele Deutschen die Dörfer der Region. Die Orte waren jedoch oft mit fremdartigen und schwer auszusprechenden slawischen Namen belegt, wie zum Beispiel Cerná v Poumaví. Unbekannt und unverständlich wie böhmische Dörfer eben.

Video: Was bestimmte Redewendungen bedeuten

Das ist ein Tohuwabohu!

Die Redewendung "Es herrscht Tohuwabohu"

Die Redensart "Das Tohuwabohu" geht auf die Bibel zurück.

Ein Tohuwabohu herrscht dort, wo alles drunter und drüber geht und das Chaos regiert. Mal im Kinderzimmer, mal auf dem Schreibtisch oder unterm Sofa. Vorkommen kann das Tohuwabohu quasi immer und überall - aber woher kommt das Wort?

Erklärung

Das Wort "Tohu wa bohu" kommt aus dem Hebräischen und wird in der Bibel gleich am Anfang in der Schöpfungsgeschichte erwähnt. Im 1. Buch Mose (1,2) steht in der übersetzten Version: Und die Erde war wüst und leer. In der hebräischen Fassung steht an der Stelle Tohuwabohu, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie Finsternis und Abgrund. Das Tohuwabohu beschreibt ursprünglich den Zustand der Erde vor Beginn der Schöpfung.

Unter aller Kanone

Die Redewendung "Unter aller Kanone"

Die Redensart "Das ist unter aller Kanone" stammt von einem theologischen Begriff.

Das ist wirklich "unter aller Kanone", wie sich gerade diese Redensart entwickelt hat. Dem ersten Anschein nach vermutet man nämlich, dass sie aus dem Soldaten-Jargon von Kriegen und Gefechten stammt. Doch weit gefehlt!

Erklärung

Die Redensart entwickelte sich aus dem theologischen Begriff "sub omni canone". Wörtlich übersetzt heißt das "unter allem Kanon". Das Wort Kanon bedeutet im Lateinischen Richtschnur. Früher war der Kanon zudem das schulische Stufensystem für Zensuren. War eine abgelegte Klausur dermaßen schlecht, war sie unter allem Kanon. Fernab von jeder Bewertung. Der Volksmund hat sein Übriges getan und das Wort Kanon in Kanone gewandelt.

Das kommt mir spanisch vor

Die Redewendung "Das kommt mir spanisch vor"

Die Redensart "Etwas kommt einem spanisch vor" hat ihren Ursprung im Jahr 1519.

Paella, Stierkampf oder Flamenco - das sind beliebte Spanien-Klischees, die jeder kennt. Dinge, die man hingegen nicht kennt, einem fremd sind und merkwürdig erscheinen, kommen einem sprichwörtlich ebenfalls spanisch vor. Warum ist das so?

Erklärung

Als im Jahr 1519 der spanische König Karl Kaiser Karl V. wurde, nahm der spanische Einfluss im Kaiserreich enorm zu. Spanische Sitten, Lebensmittel und auch Kriegsstrategien wurden mit dem neuen Kaiser auch in Deutschland eingeführt. Aber ganz nach dem Motto "was der Bauer nicht kennt" war alles erstmal neu und fremd für die Deutschen und kam ihnen spanisch vor. Den Spaniern kommt so etwas übrigens chinesisch vor: "Esto me suena a chino".

Jemanden über den grünen Klee loben

Die Redewendung "Jemanden über den grünen Klee loben"

Klee war im Mittelalter sehr angesehen.

Euer Chef ist ganz begeistert von dem neuen Mitarbeiter. Überall erzählt er, welch tolle Arbeit er leistet. Dabei macht der Neue doch auch nichts anderes als ihr. Übertreibt der Chef nicht ein bisschen, wenn er den Kollegen so über den grünen Klee lobt? Moment mal: Was hat die Wiesenpflanze eigentlich damit zu tun? Klee mit drei Blättern gibt es wie Sand am Meer. Aber wer ein vierblättriges Kleeblatt findet, gilt als Glückspilz. Doch deswegen wird er noch lange nicht "über den grünen Klee gelobt". Denn mit dem Glücksbringer-Klee hat die Redensart nichts zu tun. Sie bedeutet: jemanden mehr loben, als ihm eigentlich gebührt.

Erklärung I

Die meisten Hobbygärtner sind nicht sehr erfreut, wenn sie zwischen ihrem gepflegten Rasen ein paar Kleeblätter entdecken. Das war früher anders: Im Mittelalter genoss die Kleeblume höchstes Ansehen. Eine Wiese mit sattem grünem Klee setzten die Minnesänger mit Frische und Frühling gleich. Dichter wie Walther von der Vogelweide oder Wolfram von Eschenbach haben daher in ihren mittelhochdeutschen Versen wahre Lobeshymnen auf den Klee geschrieben. Demnach bedeutet "jemanden über den grünen Klee loben", jemanden noch mehr loben, als die mittelhochdeutschen Dichter den Klee gelobt haben.

Erklärung II

Die Redewendung könnte aber auch einen anderen Ursprung haben. Früher waren Gräber und Friedhöfe häufig mit Klee bepflanzt. Die Toten lagen also unter dem Klee begraben. Ein "Lob über den grünen Klee" bedeutet also so viel wie ein Lob über einen Verstorbenen. Und das fällt im Allgemeinen besser aus als über einen Lebenden, da man über Tote bekanntlich nichts Schlechtes sagt.

Eine Leiche im Keller haben

Die Redewendung "Eine Leiche im Keller haben"

Die Redensart "Eine Leiche im Keller haben" geht wahrscheinlich auf den Schriftsteller Theodor Fontane zurück.

Normalerweise hat man ein Fahrrad, die ausrangierte Kaffeemaschine und allerlei Krimskrams im Keller. Manche haben aber auch eine Leiche im Keller. Wie konnte es nur so weit kommen?

Erklärung

Die Redensart von der "Leiche im Keller" stammt wohl aus Theodor Fontanes Novelle "Unterm Birnbaum" von 1885. Darin bringt ein Wirt einen Gast um und verscharrt ihn im Keller. Allerdings wird er bald wahnsinnig und stirbt selbst im Keller. Heute benutzt man die Wendung, wenn jemand etwas angestellt hat, was noch nicht ans Tageslicht gekommen ist. Dann hat er "eine Leiche im Keller".

Sendungen über Redewendungen und Sprichwörter:


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