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Redewendungen mit Dingen und Lebensmitteln Warum wir aus dem Nähkästchen plaudern

Diese Redewendungen kennt ihr bestimmt. Und die Dinge, die sie zum Gegenstand haben, auch: Fäden, Gardinen und Senf. Was bedeuten diese Sprichwörter mit Alltagsgegenständen und woher stammen sie? Wir plaudern über Redewendungen aus dem Nähkästchen.

Stand: 19.04.2024 |Bildnachweis

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Checker Can hält einen Malerpinsel mit blauer Farbe in der Hand. | Bild: Bayerischer Rundfunk 2022
Video: Was Redewendungen wie "Blau machen" bedeuten

Etymologie oder woher Wörter stammen

Die Etymologie (griech.) ist die Lehre von der Ableitung der Wörter und ihrem wahren Ursprung. Sie untersucht die Wortherkunft, Grundbedeutung und historische Entwicklung. Als Etymon bezeichnet man das Grund- oder Stammwort.

Obwohl fest in unserem Wortschatz verankert, sind die meisten Redensarten wortwörtlich betrachtet sinnbildlicher Unsinn: Ein Frosch im Hals. Würmer aus der Nase ziehen. Eine Gardinenpredigt halten. Mithilfe der Sprachwissenschaften und von geschichtlichem Hintergrundwissen finden sich letztlich aber auch für die kuriosesten Redensarten etymologische Erklärungen.

Ein Schwein  | Bild: Colourbox
Ein Schwein  | Bild: Colourbox
Schiefe Sprichwörter: Woher sie kommen

Muffensausen haben

Die Redewendungen "Ich habe Muffensausen"

Muffen sind Verbindungsstücke für Rohre.

Muffen, das sind Verbindungsstücke, um Rohre miteinander zu verbinden. Aber warum sausen Muffen bei Menschen, die vor etwas Angst haben?

Verflixt und zugenäht!

Die Redewendung "Verflixt und zugenäht"

Die Redewendung "Verflixt und zugenäht" wird beim Fluchen ausgerufen.

Ist der Ausruf zu hören, dann liegt Ärger, Wut und ein Hauch von Verzweiflung in der Luft: Die Verbindung mit dem Partizip "zugenäht" steigert den einfachen Fluch "verflixt". Die Kombination der beiden kommt zum Einsatz, wenn man etwas immer wieder versucht und es einem einfach nicht gelingen will. Oder aber man ist mit den Äußerungen und Handlungen eines anderen nicht zufrieden und will dem Ganzen eine klare Absage erteilen. Doch wie sind "verflixt" und "zugenäht" überhaupt zusammengekommen?

Den Faden verlieren

Die Redewendung "Den Faden verlieren"

In der griechischen Mythologie sorgte Ariadne dafür, dass Theseus im Labyrinth den Faden nicht verliert und den Stier Minotaurus besiegt.

Bloß nicht den Faden verlieren! Wem der Faden abhanden kommt, der weiß nicht mehr weiter. Aber welcher Faden denn überhaupt?

Einen roten Faden haben

Die Redewendung "Einen roten Faden haben"

In einer Geschichte hält der rote Faden den Sinn des Erzählten zusammen.

Unabdinglich für eine Rede oder eine Geschichte schlängelt er sich durch die Handlung und hält ihren Sinn zusammen: der rote Faden. Nur, woher stammt die sinnbildliche Bedeutung des roten Fadens? Und warum muss er ausgerechnet rot sein?

Aus dem Nähkästchen plaudern

Die Redewendung "Aus dem Nähkästchen plaudern"

Wer "aus dem Nähkästchen plaudert", verrät Geheimnisse.

Zur gepflegten Dame des 19. Jahrhunderts gehörte ein Nähkästchen. Gemeinsam traf man sich zum Häkeln und Stricken und tauschte neben Zwirn und Faden gleich die neuesten Geschichten aus.

Wenn etwas 08/15 ist

Die Redewendung "Etwas ist null-acht-fünfzehn"

08/15 ist die Bezeichnung eines Gewehrtyps und steht für Alltägliches.

Es gibt 08/15-Klamotten, 08/15-Essen und 08/15-Autos. Prinzipiell ist die 08/15-Welt so groß wie das Reich des Alltäglichen. Gebraucht man den Ausdruck 08/15, will man etwas beschreiben, das jeder schon kennt und es als "nichts Besonderes" abstempeln.

Das ist mir schnuppe!

Die Redewendung "Das ist mir schnuppe"

"Ist mir schnuppe" bedeutet, dass jemandem etwas egal ist.

"Es ist mir schnuppe, dass das Schnupperangebot des Anti-Schuppenshampoos auch Schnupfen vorbeugen soll." Ist einem etwas schnuppe, steht man der Sache gleichgültig gegenüber und es ist einem einerlei. Aber warum nur?

Rolf-Bernhard Essig | Bild: Gudrun Schury
Rolf-Bernhard Essig | Bild: Gudrun Schury
Audio: Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig über Redensarten

Das ist dasselbe in Grün!

Die Redewendung "Dasselbe in Grün"

Die Redensart "Dasselbe in Grün!" stammt aus der Automobilbranche.

"Das ist doch dasselbe in Grün!" ruft man aus, wenn sich zwei Dinge nur unerheblich voneinander unterscheiden. Der Ursprung dieser Redensart kommt nicht, wie die Farbe vermuten lässt, aus der Malerei, sondern ist in den Anfängen der Automobilbranche entstanden.

Eine Gardinenpredigt halten

Die Redewendung "Eine Gardinenpredigt halten"

Wer eine andere Person verärgert, wird mit einer "Gardinenpredigt" ausgeschimpft.

ER kommt sturzbetrunken nach Hause. SIE riecht seine Fahne schon, als er zur Tür hereinkommt. ER wollte eigentlich schon vor Stunden daheim sein, um mit IHR ins Theater zu gehen. SIE ist jetzt aber stocksauer und macht dafür das Theater zu Hause. Mit einer Gardinenpredigt.

Du treulose Tomate!

Die Redewendung "Treulose Tomate"

Wieso ist ausgerechnet die Tomate treulos?

Welches Gericht passt nicht in die Reihe: Tomatensalat, Tomatencremesuppe, treulose Tomate oder Spaghetti mit Tomatensoße? Für alle ohne Tomaten auf den Augen ist das Ergebnis ganz klar.

Rolf-Bernhard Essig | Bild: Gudrun Schury
Rolf-Bernhard Essig | Bild: Gudrun Schury
Audio: Redensarten über Nacht und Nebel mit Rolf-Bernhard Essig

Seinen Senf dazugeben

Die Redewendung "Seinen Senf dazugeben"

"Seinen Senf" kann man nicht nur zur Wurst dazugeben.

Egal ob süßen, scharfen oder groben: Wer sprichwörtlich seinen Senf zu etwas gibt, sagt ungefragt seine Meinung.

Ist bei Dir alles in Butter?

Die Redewendung "Alles in Butter?"

Die Redewendung "Alles in Butter" steht für den Ausdruck "Alles in Ordnung".

Es ist ein grauer Februartag, die Sonne ist nirgendwo zu sehen. Die Mundwinkel hängen herunter, der Blick geht vom Arbeitsplatz ins Leere. Da kommt ein wohlmeinender Kollege vorbei und fragt besorgt: "Und? Ist bei Dir alles in Butter?" Doch was hat Streichfett eigentlich damit zu tun, ob etwas in Ordnung ist?

Kulinarische Redensarten: Wenn's um die Wurst geht

Ins Fettnäpfchen treten

Die Redewendung "Ins Fettnäpfchen treten"

Wer "ins Fettnäpfchen tritt", verhält sich ungeschickt.

Achtung Fettnäpfchen! Wer ungeschickt hineintritt, verdirbt es sich umgangssprachlich mit jemandem und zieht sich dessen Unmut zu.

Das ist der springende Punkt

Die Redewendung "Das ist der springende Punkt"

Der springende Punkt steht für den Hauptinhalt einer Diskussion.

Sie sitzen in einem Geschäftsmeeting und ergreifen energisch das Wort: "Der springende Punkt ist doch: Wenn wir das Produkt nicht entwickeln, macht es die Konkurrenz." Alle anderen nicken zustimmend, sie haben verstanden, was der springende Punkt ist: der entscheidende Sachverhalt, auf den es ankommt. Aber woher stammt der Ausdruck?

Wo drückt der Schuh?

Die Redewendung "Wo drückt der Schuh?"

Die Redewendung "Wo drückt denn der Schuh?" steht für die Frage: "Was bedrückt dich?".

Wenn Sie ein Gesicht wie zehn Tage Regen ziehen und deprimiert durch die Gegend schleichen, kann es schon passieren, dass Sie jemand fragt: "Na, wo drückt der Schuh?" Was hat denn die Gemütslage mit dem Schuh zu tun?

Umgekehrt wird ein Schuh daraus

Die Redewendung "Umgekehrt wird ein Schuh daraus"

Die Redewendung "Umgekehrt wird ein Schuh draus" fordert jemanden auf, etwas anders zu machen.

"Umgekehrt wird ein Schuh daraus" sagt man zu jemandem, der gerade etwas falsch herum macht, der es also einfach mal andersrum versuchen sollte.

Audio: Was der "Der Haken an der Sache" bedeutet

Jemandem etwas in die Schuhe schieben

Die Redewendung "Jemandem etwas in die Schuhe schieben"

Die Redensart "Jemandem etwas in die Schuhe schieben" geht wahrscheinlich auf Landstreicher zurück.

Vom Nikolaus lässt man sich in der Regel gerne etwas in die Schuhe schieben: Mandarinen, Nüsse und Schokolade. Aber wenn andere einem etwas in die Schuhe schieben, dann ist das meist gar nicht nett. Der Ausdruck bedeutet "jemandem die Schuld geben" beziehungsweise "jemandem das eigene Vergehen zur Last legen".

Bei jemandem einen Stein im Brett haben

Die Redewendung "Einen Stein im Brett haben"

Die Redewendung "einen Stein im Brett haben" ist eine Übertragung von Brett- und Würfelspielen auf Menschen.

Wenn Sie bei jemandem einen Stein im Brett haben, dann haben Sie ganz gute Karten. Denn das bedeutet, dass Sie dieser Person sympathisch sind. Mit Kieselsteinen oder einem Brett vorm Kopf hat diese Redensart aber wenig zu tun.

Keine Fisimatenten machen

Die Redewendung "Keine Fisimatenten machen"

Das Wort 'Fisimatenten' und Zelte könnten eine Verbindung haben.

Wer Unsinn oder Faxen lassen soll, der soll "keine Fisimatenten machen". Schon viele Gelehrte haben über dieses Wort gegrübelt. Die Fisimatenten werden umgangssprachlich verwendet - man kennt sie auch in der Mundart, auf schwäbisch, badisch, hessisch und rheinisch. Dabei ist das Wort hauptsächlich in seiner Verneinung gebräuchlich. Empfohlen werden die Fisimatenten kaum. Viel lieber wird dazu geraten, doch bitte keine Fisimatenten zu machen. Fies sind die Fisimatenten jedoch nicht.

Bis in die Puppen wach sein

Die Redewendung "Bis in die Puppen wach sein"

Die Redensart "Bis in die Puppen" bedeutet "bis spät in die Nacht".

Ein typischer Eltern-Spruch: "Ok, du darfst heute Abend weggehen. Aber bleib nicht bis in die Puppen!" Damit meinen Mama oder Papa ja nur, dass man nicht zu spät nach Hause kommen soll. Denn wer erst mitten in der Nacht ins Bett geht, schläft am nächsten Tag vielleicht auch noch bis in die Puppen. Doch was hat das Spielzeug eigentlich damit zu tun?

Blau machen

Die Redewendung "Heute mach ich blau!"

Wer "blau macht", schwänzt die Schule oder die Arbeit.

Keine Lust, in die Arbeit zu gehen? Im Bett ist es viel gemütlicher als im Büro und ein Nachmittag im Garten klingt verlockender als einer am Schreibtisch. Macht doch blau! Kleiner Scherz - wir wollen euch doch nicht zum Faulenzen überreden. Aber wir erklären euch, woher die Redensart kommt und was die Farbe mit dem freien Tag zu tun hat.

Da beißt die Maus keinen Faden ab!

Die Redewendung "Da beißt die Maus keinen Faden ab"

"Wenn die Maus keinen Faden abbeißt", ist eine Situation nicht zu ändern.

Die umgangssprachliche Bedeutung dieser Redensart ist zunächst klar: Wenn die Maus keinen Faden abbeißt, ist eine Situation eben so, wie sie ist und man kann nichts daran ändern.

Sendungen über Redewendungen und Sprichwörter mit Dingen und Lebensmitteln:







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