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Redewendungen mit Personen Wer sind der "alte Schwede", "Hinz und Kunz" oder die "Pappenheimer"?

Wer ist eigentlich der alte Schwede oder der liebe Scholli? Hinz und Kunz behaupten, ihnen schon einmal begegnet zu sein. Doch nur die wenigsten kennen ihre Pappenheimer wirklich.

Stand: 19.04.2024

Seine Pappenheimer kennen

Die Redewendung "Seine Pappenheimer kennen"

Die Stadt Pappenheim aus der Redewendung "Ich kenne meine Pappenheimer" gibt es wirklich.

Die bayerische Stadt Pappenheim ist eine überschaubare Kleinstadt im Altmühltal. So überschaubar, dass man getreu der Redensart alle Pappenheimer dort kennt. Das ist natürlich wortwörtlicher Unsinn, doch der Ursprung hat tatsächlich etwas mit den Bürgern der Stadt zu tun.

Erklärung

Die Pappenheimer galten als besonders tapfere Gefolgsleute. Sie versicherten dem Herzog von Wallenstein trotz Landesverrats ihre Treue. Populär wurden sie durch Friedrich Schillers Drama "Wallensteins Tod". Darin legte der Dichter dem Feldherrn Wallenstein das Zitat "Daran erkenn' ich meine Pappenheimer" in den Mund. Heute ist die Redensart jedoch häufig nicht positiv konnotiert, sondern wird auch zur Beschreibung negativer Eigenschaften verwendet.

Video: Warum "Spießbürger" nicht immer ein Schimpfwort war

Spießer!

Die Redewendung "Spießer!"

Im Mittelalter waren Spießbürger Bürger, die als Waffe Spieße tragen durften.

Jeder kennt einen Spießer: Das ist der Nachbar, der die Polizei ruft, sobald es etwas lauter wird. Oder der, der aussieht, wie aus der Zeit gefallen und sich auch so benimmt. Aber was haben die Spießer mit Spießen zu tun?

Erklärung

Eine ganze Menge: Im Mittelalter gab es Bürger, denen das Recht zustand, Waffen zu tragen. Zum Beispiel sogenannte Piken, also Spieße. Adelige verspotteten die militärisch Unerfahrenen deshalb als "Spießbürger". Weil die Bürger noch an ihrem Recht, Spieße zu tragen, festhielten, obwohl Feuerwaffen sie längst nutzlos gemacht hatten, nannten Studierende sie seit dem 18. Jahrhundert ebenfalls "Spießbürger". Daraus entwickelten sich dann "Spießer" und "spießig".

Alter Schwede!

Die Redewendung "Alter Schwede?"

Die Redewendung "Alter Schwede!" wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg populär.

Einen alten Schweden hat fast jeder in seinem Bekanntenkreis. Zumindest den umgangssprachlichen. Ein Freund, der für clevere Taten anerkennende "Alter Schwede"-Ausrufe erntet. Oder einen besonders anstrengenden Schlaumeier, der scherzhaft als alter Schwede bezeichnet wird. Warum nur?

Erklärung

Die echten alten Schweden findet man nicht am Stammtisch, sondern an vorderster Front. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Preußen, wollte nach dem Dreißigjährigen Krieg sein Heer auf Vordermann bringen. Seine eigenen Landsleute schienen ihm für diese Zwecke allerdings nicht passend. Um seine Rekruten anständig zu drillen, veranlasste er altgediente schwedische Soldaten, die sich in vergangenen Kriegen bravourös geschlagen hatten, dazu, als Unteroffiziere in seine Dienste einzutreten. Da sich diese als strenge und gute Ausbilder etablierten, wurden sie von ihren Rekruten respektvoll "Alte Schweden" genannt.

Hinz und Kunz

Die Redewendung "Hinz und Kunz"

Die Redewendung "Hinz und Kunz" ist eigentlich eine Abkürzung der Vornamen Heinrich und Konrad.

Luca, Maximilian und Alexander waren die beliebtesten männlichen Vornamen des Jahres 2012. Wer dann auch noch Schmidt oder Müller mit Nachnamen heißt, wird es im Telefonbuch mal schwer haben, aus der breiten Masse hervorzustechen und ist auf den ersten Blick so x-beliebig wie Hinz und Kunz.

Erklärung

Im Mittelalter wollte man von den Namen Luca und Maximilian noch nicht viel wissen. Die verbreitetsten Vornamen waren damals Heinrich und Konrad. Was in der Kurz- und Rufform zu Hinz und Kunz wurde. Viele Herrscher und angesehene Männer trugen zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert diesen Namen. Bauern und Bürger eiferten ihren Vorbildern nach und nannten auch ihre Söhne so. Hinz und Kunz wurde derart volkstümlich und so häufig verwendet, dass sie zum Synonym für x-beliebige Personen abgewertet und schon damals verspottet wurden.

Mein lieber Scholli!

Die Redewendung "Mein lieber Scholli"?

Mit dem ehemaligen Fußballspieler und Kommentator Mehmet Scholl hat die Redewendung "Mein lieber Scholli!" nichts zu tun.

"Mein lieber Scholli" ist die umgangssprachliche Anrede, die eine Bewunderung, Drohung oder Ermahnung ausdrücken kann. So unterschiedlich ihre Auslegung ist, so verschieden sind auch die Erklärungen, wer der Scholli überhaupt ist. Mit dem ehemaligen Fußballspieler Mehmet Scholl haben sie aber alle nichts zu tun.

Erklärung

Beheimatet ist diese Anrede vor allem in benachbarten Gebieten von Frankreich, wie dem Rheinland. Der liebe Scholli soll sich dort aus dem französischen Wort "joli" abgeleitet haben. Joli heißt übersetzt hübsch/nett, der Scholli ist also ein besonders Hübscher. Daneben steht die Erklärung, dass es tatsächlich einen Herrn Ferdinand Joly (1765 -1823) gegeben haben soll. Er soll ein unstetes Vagabundenleben geführt und der Auslegung seines Namens alle Ehre gemacht haben.

Wissen, wo Barthel den Most holt

Die Redewendung "Wissen, wo der Barthel den Most holt"

Die Redewendung "Wissen, wo der Barthel den Most holt" könnte auf der Gaunersprache oder Bauernregeln beruhen.

Trauben und Äpfel sind geerntet und nach der ersten Kelterung - der ersten Presse - schwappt der Most in den Fässern. Es kann also nicht allzu schwierig sein, an diesen Most zu kommen. Doch Barthel gilt als richtiger Schlaukopf - weil er offenbar einen Geheimtipp hat: Nur er weiß, wo man den Most holt. Aber wer ist dieser Barthel? Und warum sollte man wissen, wo er den Most herbekommt? Für diese eigentümliche Redensart gibt es etliche Erklärungen.

Erklärung I

Hier hilft zum Beispiel ein Blick in die Gaunersprache. Dann wäre der Barthel gar kein Name, sondern das "barsel", das Brecheisen. Und der Most entspräche dem jiddischen "Moos", ohne das bekanntlich nix los ist - in der Gaunersprache heißt es "mäsz". Wenn das Brecheisen also weiß, wo der Most zu holen ist, ist zunächst einmal finanziell ausgesorgt - vorausgesetzt, man wird beim Klauen nicht erwischt.

Erklärung II

Doch über die Herkunft der Redensart gibt es weitere Spekulationen. Sie taucht zum Beispiel bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf. Und da können die Bauernregeln weiterhelfen: Dem heiligen Bartholomäus ist ein Gedenktag gewidmet, der 24. August - ein Lostag für Fischer, Bauern und Winzer. Mit diesem Tag wurde der Fischfang in den Binnengewässern eröffnet und je nach Frucht ging die Ernte los. Für die Winzer war Bartholomäus sogar ein Patron, sozusagen ein "Weinheiliger". Doch Trauben oder Äpfel sind an diesem Termin noch nicht reif und noch sauer, sodass ein Winzer, der zu "Barthel" schon Most hat, ein rechtes Schlitzohr sein muss.

Deshalb kennt man im Schwäbischen auf die Frage: "Wo holt der Barthel den Most?" die Antwort: "Beim Michel." Dabei handelt es sich nicht um seinen Spezl, sondern um den Heiligen Michael, dessen Gedenktag am 29. September ist. Und wiederum eine Bauernregel weiß: "Michaeliswein wird süß und fein." Anders gesagt, der Barthel weiß mit einem Blick auf die reifenden Früchte in den Nachbarsgärten schon Ende August, wo er den Most holen will - doch ernten wird er erst Ende September.

Über einen Menschen, der sich zu helfen weiß, alle Tricks und Kniffe kennt, regelrecht durchtrieben ist und als Schlaufuchs einfach leichter durchs Leben kommt, sagt man noch heute anerkennend: "Der weiß, wo der Barthel den Most holt!" Doch sagt jemand zu Ihnen "Dir will ich zeigen, wo der Barthel den Most holt!", dann haben Sie die Nerven Ihres Gegenübers zu sehr strapaziert.

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