Immunisierung So funktionieren Impfstoffe
Impfen: Das bedeutet, den Körper auf Gefahren vorzubereiten, denen er irgendwann in der Zukunft ausgesetzt sein könnte. Eine trainierte Immunabwehr kann Krankheitserreger niederkämpfen, gegen die sie ohne Vorbereitung keine Chance hätte. Welche Prozesse spielen sich im Körper bei einer Impfung ab?

Zu den stärksten Waffen der Immunabwehr gehören die Antikörper. Millionen zirkulieren davon im Blut und heften sich an Krankheitserreger an. Die mit Antikörpern gespickten Erreger werden anschließend von Abwehrzellen erkannt und gefressen.
Impfen ist die Vorbereitung auf künftige Krankheiten
Auf jeden Erreger passen nur bestimmte Antikörper. Während einer Infektion steigt die Produktion dieser passenden Antikörper so lange, bis der Eindringling besiegt ist. Danach mottet der Körper die Produktions-Zellen für diese Antikörper ein. Sollte der gleiche Erreger noch einmal in den Körper gelangen, aktiviert die Abwehr diese Zellen und produziert die entsprechenden Antikörper daher viel schneller als beim ersten Kontakt. Deshalb hat der Erreger bei der zweiten Infektion kaum Chancen.
Dieses "Gedächtnis" des Immunsystems ist der Grund, dass man viele - nicht alle - "Kinderkrankheiten" nur einmal durchmacht, und dass man den Körper durch diese sogenannte Aktiv-Impfung auf künftige Krankheiten vorbereiten kann.
Impfstoffherstellung
Impfen hieß bisher: Herstellung von Antikörpern
Obwohl Pocken als ausgerottet gelten, wird der Impfstoff für den Notfall heute noch millionenfach in Deutschland gelagert.
Bei der Impfung "infiziert" man den Körper mit abgeschwächten Erregern. Das können lebende Erreger sein, die durch spezielle Zucht oder Bestrahlung geschwächt sind (Lebendimpfstoff). In anderen Fällen dienen abgetötete Erreger als Impfstoff (Totimpfstoff). Besonders sicher ist ein Impfstoff, wenn nur einzelne Bestandteile des Erregers enthalten sind, die zum Beispiel gentechnisch hergestellt wurden. Die Immunabwehr reagiert auf die Trainings-Gegner wie auf echte Erreger: Sie produziert die passenden Antikörper. Weil der Trainings-Erreger aber geschwächt ist, baut der Körper sein Antikörper-Gedächtnis auf, ohne dass es zur Krankheit kommt. Damit hat er den entscheidenden Trainings-Vorsprung, mit dem er eine wirkliche Infektion erfolgreich bekämpfen kann.
mRNA-Impfstoffe – die neue Vakzin-Generation
Ganz anders erfolgt hingegen die Herstellung von sogenannten mRNA-Impfstoffen, wie beispielsweise die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna, die gegen das Coronavirus schützen sollen.
Die mRNA-Impfstoffe nutzen zur Immunisierung nicht inaktivierte oder abgeschwächte Krankheitserreger wie herkömmliche Impfstoffe. Der mRNA-Wirkstoff konfrontiert stattdessen einige Körperzellen mit der Erbinformation des Virus, die in der mRNA (= messenger Ribonucleic-acid) gespeichert ist. Die mRNA liefert den Bauplan für einzelne Proteine des Virus, die auch als Antigene bezeichnet werden. Die Antigene aktivieren das Immunsystem und rufen im Erfolgsfall die schützende Immunantwort hervor.
Bei mRNA-Impfstoffen bekommt der Körper im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen also nur die genetische Information geliefert. Der Körper bildet das Antigen dann selbst. Bei einem späteren Kontakt erkennt das Immunsystem im Prinzip das Antigen wieder und kann das Virus gezielt bekämpfen.