Yoga wirkt Was die Übungen unserer Gesundheit bringen

Von: Jutta Henkel

Stand: 04.07.2024

"Yoga tut mir richtig gut!" Das sagen viele, die regelmäßig Yogaübungen machen. Schafft Yoga etwas, was andere Sportarten nicht leisten? Mediziner können zeigen, dass sich Yoga wirklich positiv auf euren Körper und eure Psyche auswirkt.

Menschen machen auf Matten Yoga. Yoga wirkt nachweislich besser als andere Sportarten gegen chronische Schmerzen und Stress und tut Körper und Seele gut. Warum euch Yoga gesund und fit hält.  | Bild: colourbox.com

Wie Yoga wirkt: Yogaübungen verändern das Gehirn

Die Wissenschaft kann inzwischen mit medizinischen Daten untermauern, dass Yoga einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat. Yoga hilft, den Blutdruck zu senken, die Cortisol-Werte zu verbessern und wirkt auch bei chronischen Schmerzen. Doch woran liegt das? Macht es einen Unterschied, ob man Yoga betreibt oder einen ganz normalen Fitnesskurs besucht? Malvina Garner, Neuro-Radiologin am Universitätsklinikum des Saarlandes, vermutet, dass sich eine mögliche gesundheitliche Veränderung auch im Gehirn zeigt. Für ihre Studie aus dem Jahr 2020 lässt sie von ihren Testpersonen vor Versuchsbeginn einen Gehirnscan an der Universität des Saarlandes machen. Die erste Gruppe von Testpersonen absolviert einen 10-wöchigen Yogakurs, die zweite Gruppe nimmt im gleichen Zeitraum an einem Fitnesstraining teil. Danach legen sich alle wieder ins MRT für den Gehirnscan. Das Ergebnis erstaunt die Wissenschaftlerin: Die Gehirne der Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Yogakurses zeigen eine deutliche Veränderung, bei den Sportlern, die Fitness betrieben haben, bleibt alles gleich. Dieses Ergebnis macht die Wissenschaftlerin zunächst sprachlos, wie sie in der BR-Sendung "Gut zu wissen" sagt: "Also erst mal waren wir total überrascht, dass sich überhaupt irgendwas gezeigt hat. Ganz am Anfang dachte ich zehn Mal, ob die wirklich das Gehirn verändern können. Da habe ich schon etwas gezweifelt."

Auf den Bildern ist zu erkennen, dass sich bei vielen Yogis die Struktur des Gehirns im Bereich des Hippocampus verdichtet hat. Diese Region ist für die Entspannung und das vegetative Nervensystem enorm wichtig. Und das erklärt auch die positive Wirkung von Yoga auf den Blutdruck und den Cortisol-Spiegel. Cortisol ist das Stress-Hormon, was andere Studien schon gezeigt haben. Der Hippocampus hat eine enge Verbindung zur Nase und damit zur Atmung. Und genau darin vermutet die Wissenschaftlerin den Schlüssel für die Wirkung von Yoga: "Das, was Yoga ausmacht, sind nicht nur diese Körperübungen, sondern wie man diese durchführt. Das heißt also, dass man mit einer bestimmten Achtsamkeit für den gesamten Körper ununterbrochen arbeitet, mit Atmung arbeitet. Das heißt bei jeder Bewegung den Atem mit dazu nimmt." Damit unterscheidet sich Yoga von vielen Fitnesssportarten. Die gute Nachricht, für alle Nicht-Yogis: Eine ähnliche Wirkung aufs Gehirn haben auch Ausdauersportarten wie Schwimmen und Joggen.

Audio: Was bringt Yoga dem Körper?

Yoga: Lifestyle-Sport oder medizinisch wirksam? (ab Minute 11:13)

Gut für die Psyche: Yogaübungen trainieren euer Gehirn

Ob "Herabschauender Hund", "Kobra" oder "Krähe": Beim Yoga üben die Schülerinnen und Schüler Körperhaltungen, die man im Alltag und bei vielen Sportarten in der Regel nicht macht. Diese Haltungen haben Einfluss auf unser Gehirn. Indem ihr beim Yoga Neues ausprobiert, fordert ihr euer Gehirn auf zu lernen. Wie bei der Figur des Tänzers: "Linker Arm nach hinten! Wo ist denn bitte mein Fuß? Kann ich ihn greifen? Rechter Arm nach vorne. Auch noch gerade! Gleichgewicht halten! Wie komme ich da, ohne umzufallen, wieder heraus?" Auch wenn die Übungen nicht gleich funktionieren: Ihr habt es versucht und eventuell auch noch gelacht, weil es lustig war und das Leistungsprinzip im Yoga gerade NICHT gilt. Und: Lachen ist gesund.

Durch diese Haltungen verfeinert sich das Abbild, das wir von unserem Körper in unserem Kopf haben. Denn besondere Rezeptoren in den Muskeln und vor allem rund um die Gelenke geben dem Gehirn Informationen, wo sich beispielsweise der Arm im Raum befindet oder, beim Gehen, welchen Fuß man als nächstes aufsetzen muss. Diese Signale werden integriert in ein Körperbild, das auf der Hirnrinde als ein Abbild des eigenen Körpers entsteht. Und je genauer wir Informationen von unserem Körper bekommen, desto sicherer fühlen wir uns auch. Denn die wichtigste Aufgabe unseres Gehirns ist es, unserem Körper Sicherheit zu gewährleisten. Und je mehr Bewegungen und Körperhaltungen wir kennen, umso mehr Sicherheit empfinden und umso entspannter sind wir.

Yoga nach schweren Erkrankungen: Kann Yoga bei Post Covid helfen?

Männer beim Yoga. Yoga wirkt nachweislich besser als andere Sportarten gegen chronische Schmerzen und Stress und tut Körper und Seele gut. Warum euch Yoga gesund und fit hält.  | Bild: colourbox.com

Yoga wirkt positiv auf die Gesundheit, zum Beispiel bei Schmerzen und Stress.

Im Stuttgarter Bosch Health Campus untersuchen Wissenschaftler, ob Yoga Post-Covid-Patienten helfen kann. Viele von ihnen leiden an anhaltender körperlicher und geistiger Erschöpfung, der sogenannten Fatigue, sowie Atemnot und chronischen Schmerzen. Wirksame Medikamente gibt es noch nicht. Der Psychologe Prof. Dr. Holger Cramer vom Universitätsklinikum Tübingen und dem Stuttgarter Bosch Health Campus hat in den vergangenen Jahren intensiv zu Yoga geforscht: "Wir haben mehrere klinische Studien durchgeführt zu Yoga, vor allem im Bereich der Schmerzerkrankungen, aber auch im Bereich der Krebserkrankungen. Nach Brustkrebserkrankungen haben wir zeigen können, dass durch Yoga die Symptomatik wie frühzeitige Hitzewallungen im Zuge der Wechseljahre signifikant weniger wird und dass die Depressivität abnimmt." Im Rahmen der aktuellen Studie mit Post-Covid-Erkrankten werden die Teilnehmenden in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wird in einer 12-wöchigen Testphase unter Anleitung Yoga üben. Die andere Gruppe erhält im gleichen Zeitraum eine Gesundheits- und Ernährungsschulung. Yoga kann in verschiedenen Schwierigkeitsstufen trainiert werden. Von sanft bis schweißtreibend. Um ihre Testpersonen nicht zu überfordern, überlegen sich die Forschenden des Bosch Health Campus genau, welche Yogaübungen sie den Teilnehmern zumuten können. Jede Überlastung kann zu einer Verschlimmerung der Symptome führen. Noch läuft die Studie. Studienleiter Holger Cramer vermutet, dass Yoga Post-Covid-Patienten durchaus helfen kann.

Video: Wie wirksam sind Yogaübungen?

Zitat: Yoga ist mehr als nur körperliche Aktivität

"Das Spannende an Yoga ist, und warum es auch so ein interessantes Forschungsfeld ist, dass es tatsächlich nicht, wie man oft meint, nur körperliche Aktivität umfasst, sondern auch noch die Kombination mit Atemtechniken, die eine sehr starke Auswirkung auf das autonome Nervensystem haben können. Und je nach Yogastil haben wir noch Meditation und möglicherweise sogar noch einen Ansatz beim Lebensstil."

Prof. Dr. Holger Cramer, Psychologe am Universitätsklinikum Tübingen

Video: Diesen Effekt hat Yoga wirklich auf eure Gesundheit

Tipps für Anfänger: Wie ihr am besten mit Yoga beginnt

Tipp 1: Seid ihr Anfänger, sind Yogakurse in Präsenz besser.

Es gibt zwar unzählige Yogakurse im Internet, aber für Anfänger sind sie keine gute Idee. Diese Kurse gehen nicht auf den individuellen Leistungsstand ein und die Yogaübungen sind auf dem Bildschirm meistens nicht so gut zu erkennen. Und wenn der Kopf wie zum Beispiel bei der Yogaübung "Herabschauender Hund" nach unten schaut, habt ihr meistens keine Sicht auf den Bildschirm, müsst die Übung abbrechen, nachschauen und könnt dann erst weitermachen. Bei Yogakursen in Präsenz könnt ihr im Zweifel zum Nachbarn linsen, was der gerade macht. Zudem leisten euch gute Trainer individuelle Hilfestellungen. Viele Sportvereine und Fitnessstudios bieten Yogakurse an. In einigen Städten gibt es auch extra Yogastudios.

Tipp 2: Achtet auf die Ausbildung eures Yogalehrers!

Der Beruf des Yogalehrers ist gesetzlich nicht geschützt, daher darf sich jeder und jede als Yogalehrer bezeichnen und Kurse anbieten. Deswegen solltet ihr euch ruhig über die Trainer informieren und nachfragen, bei welchem Berufsverband die Ausbildung absolviert wurde und wie viele Stunden die Ausbildung umfasst hat. Lohnend ist auch die Frage nach einer Kassenzulassung: Wird der angebotene Yogakurs auch von der Krankenkasse erstattet? Wenn ja, könnt ihr sicher sein, dass die Yogalehrer eine umfassende Ausbildung absolviert haben. Übrigens solltet ihr bei jedem Kurs eine kostenlose Probestunde absolvieren dürfen.

Tipp 3: Fragt bei Beschwerden vor einem Yogakurs euren Arzt!

Wenn ihr bereits Beschwerden habt, gilt die Regel: Erst euren Arzt fragen! Zwar gilt Yoga als gutes Mittel gegen Rückenschmerzen, aber eventuell kann es besser sein, zunächst die Muskulatur zu kräftigen und erst dann mit den für Yoga typischen Dehnungen und Drehungen zu beginnen. Yoga kann durchaus zu Verletzungen führen oder Rückenschmerzen verschlimmern! Aber auch bei erfahrenen Yogaschülern kann es zu Verletzungen kommen. Da sich die Gelenke bei einer Überlastung nicht gleich melden, können hier langwierige Schäden entstehen. Generelle Vorsicht ist bei Übungen geboten, die die Halswirbelsäule belasten. Ein Beispiel wären die Yogaübungen "Der Kopfstand" oder der sogenannte "Pflug", bei dem die Füße hinter dem Kopf abgelegt werden.

Video: Auf was ihr beim Yoga achten solltet

Unseriöse Yogakurse: Vorsicht vor zweifelhaften Gemeinschaften und Abhängigkeiten!

Das Versprechen von Gemeinschaft und Zusammenhalt, gemeinsam mit der tatsächlich durch die Yogapraxis erlebten Entspannung kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Also lasst Vorsicht vor Gruppen und Kursen walten, die versuchen, die Teilnehmer in eine vermeintlich heilbringende Gemeinschaft zu ziehen, die Geldforderungen stellen oder einzelne "erleuchtete" Menschen als Anführer anpreisen! Diese Gruppen gehen beim "Seelenfang" ungeheuer geschickt vor. Informationen zu Hilfsangeboten und Sekten und findet ihr in dem Artikel: So gelingt der Sekten-Ausstieg: Hilfe und Beratungsstellen

Quellen und Sendungen: Hier findet ihr weitere Infos zur Wirkung von Yoga und Yogaübungen

Quellen:


Sendungen: