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Hexenschuss, Bandscheibe oder Ischias? Die richtige Diagnose bei Rückenschmerzen

Viele kennen es: eine falsche Bewegung und plötzlich ein schmerzhaftes Ziehen und Stechen im Rücken. Nicht immer ist ein Bandscheibenvorfall oder ein Hexenschuss Ursache der Rückenschmerzen. Wie Arzt und Orthopäde zu einer Diagnose kommen.

Stand: 15.03.2024 |Bildnachweis

Die meisten Erwachsenen in Deutschland leiden mindestens einmal pro Jahr unter Rückenschmerzen. Die Volkskrankheit Rückenschmerzen hat viele Ursachen: Bewegungsmangel, zu langes Sitzen, Übergewicht, kranke Organe, Überlastung oder Sorgen. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen. Das zeigt, wie komplex die Thematik ist. Es erfordert vom Arzt dementsprechend viel Erfahrung und Wissen, die Ursachen und eine passende Therapie zu finden. Es ist gut, wenn man sich als Patient schon vorher genau informiert.

Häufigste Ursachen für Rückenschmerzen

Verspannung

Wenn Muskelbereiche über längere Zeit angespannt bleiben - aus Stress oder wegen einer falschen Haltung - bekommen sie nicht mehr genügend Sauerstoff. Folge: Die Muskeln verhärten sich noch mehr. Weil sie sich nicht mehr dehnen, zerren sie zu stark an den Sehnen, weitere Schmerzen sind die Folge.

Rückenschmerzen nicht immer anatomisch bedingt

Bei einer großen Zahl der Patienten findet sich keine eindeutige anatomische Ursache für den Schmerz, zum Beispiel keine Veränderungen an den Bandscheiben oder Wirbelkörpern. Gerade dieser unspezifische Schmerz ist nicht durch invasive, also operative Therapien oder Spritzen zu behandeln.

Stress kann Rückenschmerzen auslösen

"Wir wissen seit Langem aus der Schmerzforschung, dass der Schmerz sich nicht nur körperlich, sondern auch auf einer seelischen Ebene abspielt. Es ist deswegen wichtig, dass man den Rückenschmerz nicht nur auf einen körperlichen Faktor reduziert. Man sollte anerkennen, dass sich zum Beispiel auch Stress im Rücken niederschlagen kann."

Dr. Ursula Marschall, Schmerzexpertin der Krankenkasse Barmer

Rückenschmerzen: Die fünf großen Rücken-Irrtümer

Was hilft schnell bei akuten Rückenschmerzen?

Wenn der Schmerz auftaucht, verkrampft sich der ganze Körper - und das verschlimmert den Schmerz. Anstatt die Zähne zusammenzubeißen, sollte man also eine Tablette nehmen, die schmerzende Stelle warm halten, Stufenlagerung oder/und vorsichtig dehnen bzw. mobilisieren. Bei Nervenreizung (Ischias) kann auch Kälte gut tun - meist spürt man selbst, was man gerade braucht. Durch diese Maßnahmen sollten die Schmerzen nach drei bis vier Tagen abgeklungen sein. Nicht zu empfehlen ist Bettruhe - denn der Rücken braucht Bewegung.

Wann sollte man bei Rückenschmerzen zum Arzt?

  • vorangegangener Unfall
  • bewegungsunabhängige Schmerzen
  • schlechter Allgemeinzustand
  • Verdacht auf oder bekannte Vorerkrankung (z. B. Osteoporose, Krebs, Rheuma)
  • starke Lähmung/Taubheit

Rückenschmerzen: Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Der Hausarzt wird Sie - ebenso wie der Orthopäde - zuerst nach Ihrer Krankheitsgeschichte fragen: Er wird sich mit Ihnen darüber unterhalten, seit wann die Schmerzen bestehen, wie und wann sie zum ersten Mal auftauchten und was Sie dagegen schon unternommen haben. Er wird nach sonstigen Krankheiten fragen, auch in der Familie; nach Ihrem Lebensstil, Belastungen, Beruf, Bewegung und Schlaf. Für dieses Gespräch sollte sich der Arzt Zeit nehmen. Danach wird er Wirbelsäule, Muskulatur und Gelenke untersuchen, um festzustellen, wo Blockaden und Schmerzen bestehen. Wenn nötig, wird er Sie zur genaueren Diagnose zu einem Orthopäden überweisen.

Ischias: Ein quälendes Volksleiden

Diagnose beim Facharzt: So untersucht der Orthopäde den Rücken

Wer mit Rückenschmerzen zum Orthopäden geht, muss mit einer Reihe von Untersuchungen rechnen. Gut zu wissen, was einen erwartet und wozu die einzelnen Diagnosemethoden dienen.

Verschiedene Tests bei Rückenschmerzen

Lasègue-Test

Rückenschmerzen: Ist es ein Bandscheibenvorfall, Hexenschuss oder doch der Ischias? Die Diagnose bei Rückenschmerzen ist selten offensichtlich. Hier im Bild wird ein Mann von einem Arzt wegen seiner Rückenschmerzen orthopädisch untersucht. | Bild: Klinikum rechts der Isar

Der untersuchende Arzt hebt das im Kniegelenk gestreckte Bein langsam aus der Neutralposition (Rückenlage) bis ca. 60 Grad an. Ein plötzlich, blitzartig einschießender Schmerz, der von der unteren Lendenwirbelsäule über das Gesäß in das angehobene Bein ausstrahlt, ist bei einer Nervenwurzelreizung (etwa durch einen Bandscheibenvorfall) typisch.

Blick ins Innere des Körpers - für die richtige Diagnose bei Rückenschmerzen

Es gibt viele Verfahren, mit denen man "in den Körper schauen" kann. Hier ein Überblick über diejenigen, die bei Rückenschmerzen angewandt werden. Machen Sie sich selbst ein Bild von Möglichkeiten, Grenzen und Risiken.

Bildgebende Diagnoseverfahren bei Rückenschmerzen

Röntgen

Bildgebendes Diagnoseverfahren bei Rückenschmerzen: ein Röntgenbild

Röntgenbilder entstehen dadurch, dass leicht radioaktive Strahlen unterschiedlich dichte Körperteile unterschiedlich stark durchdringen. Auf einer Platte, die die Strahlen auffängt, erscheinen die dichten Knochen hell, die durchlässige Lunge dunkel. Für eine mehrdimensionale Abbildung müssen oft mehrere Bilder aus verschiedenen Perspektiven gemacht werden. Für die Halswirbelsäule etwa sind es meist vier. Um die Bandscheiben sichtbar zu machen, spritzt der Arzt ein Kontrastmittel.

Bei Rückenschmerzen: Kein Röntgen ohne triftigen Grund!

Röntgenstrahlung ist immer eine Belastung für den Körper. Überlegen Sie gemeinsam mit dem Arzt, ob der Nutzen das Risiko rechtfertigt. Mit einem Röntgenpass können Sie einen Überblick über diese Belastung behalten.

Selbst ein "eindeutiges" Bild liefert keine eindeutige Diagnose bei Rückenproblemen

Entscheidend ist die richtige Interpretation - unter Einbeziehung aller anderen Untersuchungsergebnisse. Vorgewölbte Bandscheiben etwa können schlimm aussehen, verursachen bisweilen aber gar keine (schlimmen) Schmerzen. Eine Operation wäre daher unsinnig.

Sprechen Sie daher immer vor dem Einsatz eines Bilddiagnose-Verfahrens mit dem Arzt darüber, was damit geklärt werden soll und was die Konsequenzen daraus wären.

Rückenschmerzen: Bandscheibenvorfall - was tun?

Bandscheibenvorfall vermeiden - durch Bewegung

Die Bandscheiben (Lila im Bild) - sind wie mit Flüssigkeit gefüllte Kissen. Sie "leben" von regelmäßiger Bewegung.

Die Bandscheiben werden nicht durch Blutgefäße mit Energie und Nährstoffen versorgt, sondern sie ernähren sich wie ein Schwamm: Bei jedem Schritt werden die Scheiben zusammen- und dadurch ausgepresst, beim Ausdehnen saugen sie Nährstoffe auf. So leben sie buchstäblich von der Bewegung - daher ist chronischer Bewegungsmangel Gift. Ein Bandscheibenvorfall bedeutet, dass das gallertartige Gewebe an einer Stelle stärker hervorquillt - was starke Rückenschmerzen hervorruft.

Sendungen zum Thema Rückenschmerzen







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