Homeoffice Tipps für gesundes Arbeiten zuhause und im Büro
Schadet es eurer Gesundheit, wenn ihr im Homeoffice arbeitet? Wir erklären euch die Vor- und Nachteile vom Arbeiten zuhause und im Büro - und haben Tipps, wie ihr im Homeoffice gesund bleibt.
Homeoffice: So viele Beschäftigte arbeiten zuhause
Homeoffice ist mittlerweile für viele Menschen alltäglich. Die meisten Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, würden das künftig auch gern fortsetzen, zumindest zeitweise. Die Hans-Böckler-Stiftung hat in einer repräsentativen Online-Umfrage die gleichen Beschäftigten über einen Zeitraum von mehreren Jahren wiederholt befragt. Anfang 2021 arbeiteten knapp ein Viertel der befragten Erwerbstätigen in Deutschland ausschließlich oder überwiegend im Homeoffice. Bis Juli 2021 sank der Wert zwar wieder auf 15 Prozent, aber auch 2023 wollten drei Viertel der befragten Beschäftigten, die im Homeoffice waren, dies zumindest teilweise weiterführen. Auch bei Arbeitgebern hat seit Corona ein Bewusstseinswandel stattgefunden: Nur 15 Prozent der von der Hans-Böckler-Stiftung Befragten gaben 2023 an, dass ihren Arbeitgebern die Anwesenheit im Büro wichtig sei. Vor der Coronapandemie waren es noch 60 Prozent der Befragten. Was bedeutet das für eure Gesundheit? Wollt ihr auch beim Arbeiten zuhause gesund bleiben, solltet ihr einige Aspekte beachten.
Video: Homeoffice oder im Büro - wo arbeiten wir in Zukunft?
Tipp zur Arbeitszeit: So viel solltet ihr im Homeoffice und im Büro arbeiten
Wer beim Arbeiten gesund bleiben will, sollte vor allem nicht zu lange arbeiten. Die jüngsten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigen, dass lange Arbeitszeiten in engem Zusammenhang mit Todesfällen durch Schlaganfall oder Herzkrankheiten stehen. Ein Pensum von mehr als 55 Stunden pro Woche - im Vergleich zu einer 35- bis 40-Stundenwoche - erhöht das Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, um 35 Prozent. Auch das Risiko, einer koronaren Herzerkrankung zu erliegen, erhöht sich um 17 Prozent. Laut dem Deutschen Herzzentrum der Charité sind bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK) die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, verkalkt. Das kann zu Herzinfarkten und Herzschwächen führen.
Zitat: Warum die Arbeit im Büro ungesund sein kann
"Großraumbüros sind nicht der Goldstandard für Arbeiten. Der Studien-Konsens ist: Großraumbüros stressen die Leute. Je mehr Leute da sind, umso weniger - witzigerweise - Austausch passiert zwischen den Leuten. Sobald da ein Büro ist von vier oder mehr Leuten, hat man das Gefühl, alle zu stören, wenn man einer Person eine Frage stellt. Dann weicht man ohnehin eher auf digitale Kommunikationsmedien aus."
Dr. Hannah Schade, Arbeitspsychologin vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, Arbeitsgruppe Flexible Verhaltenssteuerung
Video: So wandelt sich die Arbeit durch Homeoffice
Arbeit im Büro: Was beim Arbeiten Stress verursacht und ungesund ist
Beim Arbeiten in einem Großraumbüro stresst mehr Lärm als zuhause.
Doch nicht nur die reine Arbeitszeit, sondern auch das Umfeld am Arbeitsplatz beeinflusst eure Gesundheit. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Lärm in Großraumbüros Stress hervorrufen kann: Dafür simulierten die Forscher eine Büroumgebung und verglichen die Auswirkungen von typischem Großraumbüro-Lärm mit denen eines ruhigeren Privatbüros.
Das Ergebnis: Die Stimmung der Probanden verschlechterte sich um 25 Prozent und die Schweißproduktion nahm um 34 Prozent zu - eindeutige Zeichen für erhöhten Stress. Ein chronisch erhöhtes Maß an Stress wiederum ist schädlich für die geistige und körperliche Gesundheit und kann zu Erschöpfung führen. Aber nicht nur Lärm im Großraumbüro, auch die Teamstruktur kann dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter unwohl oder gestresst fühlen.
Audio: Tipps, die euch helfen, beim Arbeiten gesund zu bleiben
Tipps fürs Arbeiten zuhause: So bleibt euer Rücken im Homeoffice gesund
Sitzen im Homeoffice: Dauerhaft falsches Sitzen beim Arbeiten schadet der Gesundheit und führt zu Rückenproblemen.
Wer häufig am Küchentisch auf einem harten Küchenstuhl gekrümmt vor dem Laptop sitzt, riskiert Rückenschmerzen. Nur selten sind Rückenprobleme die Folge eines Unfalls oder einer Krankheit wie Rheuma, Arthrose oder Osteoporose. Laut dem Robert-Koch-Institut entstehen Rückenschmerzen meistens durch Sitzen und Bewegungsmangel. Eine Studie der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid, der Universität von Rhode Island, USA, und der Sheffield Hallam University Sheffield in Großbritannien aus dem Jahr 2020 untersuchte das Sitzverhalten von Erwachsenen in Europa im Zeitraum von 2002 bis 2017. Dabei zeigte sich für Deutschland, dass fast 60 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen zu den "Dauersitzern" gehören. Da hilft nur regelmäßiges Aufstehen und Rumlaufen, zumindest für den Weg zum Briefkasten und zurück. Wollt ihr, neben genügend Schritten am Tag, eurem Rücken etwas Gutes tun, solltet ihr auch regelmäßig Rückenübungen in euren Arbeitsalltag einbinden. Pausen reduzieren ebenfalls euer Gesundheitsrisiko.
Audio: Die Vor- und Nachteile von Homeoffice und Arbeiten im Büro
Homeoffice: Warum ihr besser schlaft, wenn ihr zuhause arbeitet
Homeoffice hat einen großen Vorteil: Neuere Untersuchungen zeigen, dass Arbeitnehmer im Homeoffice länger und teilweise besser schlafen. Und das sei ziemlich wichtig, sagt Hannah Schade. Die Schlafqualität lasse auch darauf schließen, wie gut sich der Einzelne im Arbeitsalltag einbringen kann. Schlaf sei wichtig für das Gedächtnis, das Immunsystem, das Wohlbefinden, aber auch die Impulskontrolle, zum Beispiel, wenn ihr euch ärgert.
Einsamkeit im Homeoffice: Im Kontakt bleiben beim Arbeiten zuhause
Einsamkeit durch das Arbeiten im Homeoffice scheinen die Menschen gut zu verkraften: In einer 2021 publizierten Untersuchung, die die Arbeitspsychologin gemeinsam mit anderen Forschern durchgeführt hat, habe sich gezeigt, dass Menschen, die schon vor der Homeoffice-Zeit guten Kontakt zu Kollegen hatten, diesen auch im Remote-Setting zu Hause gut halten konnten.
Video: Was ihr gegen Einsamkeit tun könnt
Frauen im Homeoffice: Herausforderungen beim Arbeiten zuhause
Homeoffice hat für Frauen und Mütter Vor- und Nachteile.
Für eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2022 wurden Daten von etwa 7.000 Beschäftigten analysiert. Die Wissenschaftler untersuchten, welche Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Elternschaft und Erwerbsarbeit im Homeoffice vor und nach der ersten Corona-Welle bestanden. Demnach sank der Anteil von Müttern, die nicht im Homeoffice arbeiten durften, von 21 auf 13 Prozent. Auch die Befürchtung unter Beschäftigten, dass mit Remote Work weniger Leistungsbereitschaft signalisiert wird, ging deutlich zurück. Nicht bestätigt hat sich vor allem die Befürchtung vieler Arbeitgeber, dass sich die Arbeitsleistung von Müttern im Homeoffice reduziert. Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass auch Männer häufiger im Homeoffice arbeiten, um die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit besser unter einen Hut zu bekommen. Frauen arbeiten jedoch weiterhin häufiger in wirtschaftlich schwachen Sektoren, in denen weniger Homeoffice möglich ist. Forscher des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin wiesen 2023 darauf hin, dass im Homeoffice die Gefahr von Ausbeutung und prekären Arbeitsbedingungen deutlich erhöht ist. Mütter sind auch im Homeoffice durch die Doppelbelastung von Arbeit und Familie von Mental Load betroffen.
Video: Wie ihr Mental Load reduziert und gesund bleibt
Tipps fürs Homeoffice: So bleibt ihr beim Arbeiten zuhause gesund
- Den Arbeitstag strukturieren: Es ist wichtig, feste Arbeits- und Pausenzeiten festzulegen. Sonst verschwimmen Arbeit und Erholung. Das kann auf Dauer zum Problem werden.
- Einen festen Arbeitsplatz einrichten: Den Arbeitsplatz auf die individuelle Größe abstimmen, Sitzposition und Lichtverhältnisse anpassen - dann kann es losgehen. Ständig zwischen Sofa und Küchentisch zu wechseln, können Experten hingegen nicht empfehlen.
- Sich ausreichend bewegen: Mal kurz Luft schnappen gehen oder um den Block joggen, das hilft. Denn Bewegung und regelmäßige Pausen sind gut für die Konzentration und helfen beim Abschalten.
- Feierabend machen: Abgeraten wird davon, kurz vor dem Schlafen "noch schnell" E-Mails zu checken. Denn Abschalten ist wichtig fürs Gesundbleiben. Auch hier sollte strikt getrennt werden zwischen Arbeit und Freizeit.
Video: Mit Pausen beim Arbeiten im Homeoffice gesund bleiben
Zukunft der Arbeit: Homeoffice oder Büroarbeit?
Bleibt die Frage nach der Zukunft des gesunden Arbeitens. Hannah Schade geht von einer Kombination aus Homeoffice und Büropräsenz aus. Dabei sei besonders das aktivitätsbasierte Arbeiten eine Möglichkeit. Dabei geht es um das gezielte Treffen mit Kollegen zum Brainstormen oder Spazierengehen.
Für Falk Eckert, Arbeitssoziologe bei der Forschungsvereinigung Elektrotechnik beim ZVEI (FE), kommt es jedoch letztlich immer auf die individuelle Arbeitssituation an. Egal, ob Büro, Homeoffice oder gar standortungebundenes Arbeiten, wichtig ist, dass man alle Beteiligten im Arbeitsumfeld mit ins Boot holt. Beschäftigte brauchen Handlungs- und Gestaltungsspielräume, damit sie ihrer Arbeit gerecht werden können.
Zitat: Ist Homeoffice die Zukunft der Arbeit?
"Ich würde das [Homeoffice] als Erfolgsgeschichte einordnen. Der Anpassungsprozess war von einigen Schwierigkeiten begleitet, aber nach einer Phase hoher psychischer Belastung scheinen sich die Menschen an den neuen Arbeitsalltag gewöhnt zu haben. Und die Leute sind im Homeoffice produktiver und zufriedener."
Dr. Hannah Schade, Arbeitspsychologin vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, Arbeitsgruppe Flexible Verhaltenssteuerung
Mehr Wissen: Quellen und Sendungen zum Thema Homeoffice und Tipps für gesundes Arbeiten zuhause:
- Studie zur Häufigkeit von Homeoffice (Hans-Böckler-Stiftung, aktualisiert 2023)
- Studie zu Homeoffice und Mobilität (Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin, 2023)
- Studie zu Homeoffice und Gleichstellung (Hans-Böckler-Stiftung, 2022)
- Herzkrankheiten durch langes Arbeiten (WHO, in engl. Sprache, 2021)
- Lärm im Großraumbüro verursacht Stress (Cambridge University Press, in engl. Sprache, 2021)
- Einsamkeit und Homeoffice (ScienceDirect, in engl. Sprache, 2021)
- Schüler schlafen länger in der Pandemie (ScienceDirect, in engl. Sprache, 2020)
- Studie über das Sitzverhalten von Europäern (Rey Juan Carlos University Madrid, Universität von Rhode Island, Sheffield Hallam University Sheffield, 2020)
- Deutsches Herzzentrum der Charité über koronare Herzkrankheiten (KHK)
- Einfache Rückenübungen: Kraft und Beweglichkeit für Ihren Rücken (BR Wissen)
- "Trotz Homeoffice: Büros im Wandel der Zeit": Frankenschau aktuell, BR, 02.04.2024
- "Notizen aus Deutschland: Arbeiten wie ich will": Notizen aus Deutschland, BR24, 18.03.2024, 14.35 Uhr
- "Mobil, agil und flexibel - Was bringt uns New Work?": Der Tag. Ein Thema, viele Perspektiven, hr, 13.12.2023
- "Von der Heimarbeit zum Homeoffice": ARD History, Das Erste, 04.12.2023
- "Homeoffice: Arbeit zwischen Kind, Computer und Küche:" Planet Wissen, WDR, 23.06.2023, 10:55 Uhr
- "Behaglich und gesund": IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 11.10.2022, 18.05 Uhr
- "Warum uns zu viel Sitzen schadet": Landesschau Rheinland-Pfalz, SWR, 02.02.2022, 18:45 Uhr
- "Homeoffice oder zurück ins Büro: Wo arbeiten Sie lieber?": Tagesgespräch, ARD alpha, 25.06.2021, 12.05 Uhr
- "Homeoffice: Das Büro der Zukunft": alpha-demokratie, ARD alpha, 26.04.2021, 19:30 Uhr
- "# homeoffice": nano, ARD alpha, 13.01.2021, 03.15 Uhr
- "Oberfranken: Von der Stechuhr zum Coworking Space": radioWissen, Bayern 2, 07.01.2021, 09.05 Uhr