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Luftdruckgebiete beim Wetter Wie Hoch- und Tiefdruckgebiete Wetter machen

Ob bei uns strahlender Sonnenschein, Wolken oder dichter Regen und Gewitter herrschen, wird über dem Nordatlantik entschieden. Hier braut sich unser Wetter zusammen - abhängig von Azorenhoch und Islandtief. Aber was ist ein Luftdruckgebiet überhaupt und wie funktionieren Hoch- und Tiefdruckgebiete? Wir verraten euch auch, wo ihr eines kaufen könnt - oder zumindest seinen Namen.

Stand: 22.03.2023 14:35 Uhr

Azorenhoch und Islandtief sind zwei sehr beständige Druckgebiete, die ständig von Kalt- und Warmluftmassen angereichert werden. Diese Luftmassen stammen aus dem Polargebiet oder dem Äquatorbereich und fließen in die Mittleren Breiten. Wechselhaft wird es bei uns, wenn ständig neue Tief- und Hochdruckausläufer von Island und den Azoren über Deutschland und Mitteleuropa ziehen - angetrieben von den bei uns vorherrschenden Westwinden.

Wetterpaten für Hochs und Tiefs gesucht

Hoch- und Tiefdruckgebiete kaufen?

Interessierte können sich bei den Meteorologen der Freien Universität Berlin (FU) jedes Jahr für Patenschaften für Hoch- und Tiefdruckgebiete bewerben. In geraden Jahren tragen die Hochdruckgebiete männliche Namen, die Tiefdruckgebiete weibliche Namen. In ungeraden Jahren tragen die Hochdruckgebiete weibliche Namen und die Tiefdruckgebiete männliche Namen. Ein Hochdruckgebiets zu taufen, kostet den Paten 360 Euro. Ein Tief kommt auf 240 Euro. Der Erlös aus dem Verkauf ermöglicht laut der FU die Fortsetzung der studentischen Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem. Dadurch könne die über 110-jährige Klimareihe der FU weitergeführt werden. Genaue Informationen zu den Anträgen finden Sie auf der Webseite des Berliner Instituts.

Hochs und Tiefs von A bis Z

Die Berliner Meteorologen taufen seit 1954 Hoch- und Tiefdruckgebiete. Seit 2002 können Privatpersonen die Namen für die Druckgebiete auswählen. In ungeraden Jahren sind die Tiefs männlich und die Hochs weiblich, in geraden Jahren ist es umgekehrt. Zu Beginn eines Jahres wird immer mit "A" begonnen, dann werden die Hochs und Tiefs über das Jahr alphabetisch benannt. Hochdruckgebiete durchlaufen in einem Jahr zweimal das Alphabet. Die weniger beständigen Tiefdruckgebiete kommen auf noch mehr Runden von A bis Z. Allerdings lässt sich natürlich nicht vorher absehen, wie viele Druckgebilde innerhalb eines Jahres zusammenkommen.

Hochdruckgebiet: Azorenhoch bringt uns Sonne und mildes Wetter

Dehnt sich ein starkes Azorenhoch weit nach Nordosten, verschiebt sich auch die Richtung, aus der die Tiefdruckgebiete aus dem Norden über Europa ziehen. Sie werden Richtung Pol abgelenkt. Resultat: Das Wetter in Mitteleuropa ist warm und sonnig.

Portugals Außenposten Azoren: Hochdruckgebiet mit Tiefgang

Regen und Kälte in Deutschland: Wind verschiebt Hochdruckgebiet

Luft strömt vom Hochdruckgebiet am Boden nach außen in ein Gebiet mit niedrigerem Druck. Durch die Kraft der Erdrotation entsteht eine Spirale.

In Nordeuropa herrschen dagegen die Tiefs vor und es regnet viel. Wird das Azorenhoch aber nach Süden abgedrängt, ändert sich das: Mit den Westwinden gelangen die Tiefausläufer aus dem Norden nach Mitteleuropa und bestimmen das Wetter - dann haben wir Regen und kältere Temperaturen.

Gebiete unter Druck: Azoren und Island

Azoren

Azoreninsel

Die Azoren liegen im Atlantischen Ozean. Die neun größeren und mehreren kleineren Inseln gehören politisch zu Portugal und haben eine Fläche von rund 2.300 km². Sie liegen rund 1.500 Kilometer westlich von Lissabon. Die Hauptinsel ist Sao Miguel. Die Azoren sind Teil des Mittelatlantischen Rückens. Acht der größten Inseln sind vulkanischen Ursprungs.

Island

Island liegt im Nordatlantik, knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Es ist rund 103.000 km² groß und damit flächenmäßig der zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel ist die größte Vulkaninsel der Erde. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken.

Schönwetter oder Regenwetter: Hoch braut sich über Atlantik zusammen

Treffen Azorenhoch und Islandtief über dem Atlantik zusammen, kann es zu einem heftigen Wetterwechsel kommen.

Wenn nach einer trockenen Schönwetterperiode plötzlich kühle Polarluft die Alpen heimsucht und in wenigen Stunden ein Meter Neuschnee fällt, hat der eigentümliche Wettersturz 72 Stunden zuvor und 5.000 Kilometer weiter westlich seinen Anfang genommen. Mit einem kräftigen Azorenhoch: Die intensive Sonneneinstrahlung kurbelt die Wettermaschine an, Wasserdampf steigt auf. Doch von Island her nähert sich schon der Gegenspieler: Ein mächtiges Tief aus dem Norden, das polare Kaltluft bringt. Die schiebt sich unter die aufsteigenden warmen Luftmassen. Der Temperaturunterschied beträgt bis zu zwanzig Grad Celsius - idealer Nährboden für einen Orkan. Die alpine Wetterkatastrophe ist geboren. Über die neun Azoreninseln im Nordatlantik ziehen dicke Wolken, hier regnet es bereits.

Azorenhoch gegen Islandtief: Showdown als Schneesturm

Binnen drei Tagen erreicht das Tiefdrucksystem über die spanisch-französische Küste die Alpen. Hier staut sich die Wetterfront, eine Wolkenmauer schiebt und türmt sich entlang der Gebirgskämme. In kürzester Zeit fällt die Temperatur unter Null, die Wolken entladen ihre Fracht als Schnee, ein Schneesturm fegt über die Berge. Was drei Tage zuvor über dem Atlantik als harmloses Azorenhoch und Islandtief begonnen hat, kommt hier zum dramatischen Höhepunkt. Aber es kann auch ganz anders ausgehen: Das Islandtief ist nämlich auch daran schuld, dass in unseren Breitengraden der Traum von der weißen Weihnacht meistens nur ein Traum bleibt.

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