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Sternbild Großer Bär (Ursa Maior) Das ganze Bild rund um den Großen Wagen

Großer Bär oder Großer Wagen? Ihr habt sicher beide Namen schon einmal gehört - aber woher kommen die zwei Bezeichnungen? Ganz einfach: Der Große Wagen oder auch Himmelswagen ist ein Teil des Großen Bären.

Stand: 17.10.2022 11:45 Uhr | Archiv

Sternbild Großer Bär: Viel mehr als nur der Große Wagen

Der Große Wagen wird gebildet aus den sieben hellsten Sternen des Sternbildes, die den trapezförmigen Wagen mit der markanten Deichsel bilden. Das ganze Sternbild Großer Bär dagegen ist noch um einige Sterne größer, die aber allesamt weniger hell sind als die des Wagens.

Der Große Wagen ist Teil des Sternbilds Großer Bär

Der Himmelswagen ist wohl das bekannteste Sternbild am Nordhimmel, durch seine typische Form leicht zu finden. Und nicht nur das: Den Großen Wagen könnt ihr das ganze Jahr hindurch sehen, zu jeder Stunde der Nacht.

Immer zu sehen

Der Große Bär geht über Deutschland niemals unter - er ist ein zirkumpolares Sternbild: Er ist dem Polarstern, um den sich der ganze Sternenhimmel scheinbar dreht, so nahe, dass er ihn in 24 Stunden einmal umwandert. Bei den Römern wurde der Große Wagen aus diesem Grund die "sieben Dreschochsen" genannt: Die sieben hellsten Sterne des Sternbilds bewegen sich um den Polarstern wie Ochsen um den Göpel einer Dreschmaschine. Diese Ochsen zu hüten, ist Aufgabe des benachbarten Sternbilds Bärenhüter, der daher auch Ochsentreiber genannt wird. Im Norden streift der Große Bär den Horizont, bleibt aber immer sichtbar. Doch an Herbstabenden trottet er tief im Norden entlang. Erst im Frühjahr kommt er allmählich wieder hervor und steigt immer höher den südlichen Himmel hinauf, bis er im Mai schon am frühen Abend hoch im Zenit steht, senkrecht über euch. Im Sommer verabschiedet er sich wieder und zieht sich in der ersten Nachthälfte in den Nordwesten zurück.

Der Frühling ist also die beste Zeit, das Sternbild genauer anzusehen. Denn den Großen Wagen kennt fast jeder - aber kennt ihr den ganzen Großen Bären? Kopf und Beine leuchten weitaus schwächer als die sieben Sterne des Wagens, doch mit etwas Übung werdet ihr den riesigen Bären leicht erkennen: Sein Kopf weist Richtung Westen, sein Schwanz (die Deichsel des Wagens) nach Osten. Seine Vorder- und Hinterläufe findet ihr im Süden - wie eine Reihe strahlender Doppelpunkte.

Wegweiser über den Himmel

Starhopping zum Polarstern

Mit Hilfe des Himmelswagens könnt ihr euch gut am Himmel orientieren. Etwa, um den Polarstern zu finden: Verlängert ihr die Hinterachse des Wagens, die Linie vom Stern Merak zu Dubhe, etwa ums Fünffache, dann landet ihr genau beim Polarstern, dem Himmelsnordpol. Im Frühjahr lotst euch der Große Bär auch zum Frühlingsdreieck: Wenn ihr das letzte Stück der Deichsel verlängert, stoßt ihr auf einen auffallend hellen, rötlich leuchtenden Stern: Arktur im Sternbild Bärenhüter. Starhopping nennt man diese Methode, Sterne zu finden.

Starhopping zum Frühlingsdreieck: Arktur, hellster Stern am Nordhimmel

Die große Bärin der Mythologie

Der lateinische Name Ursa Maior bedeutet Große Bärin. In der griechischen Sagenwelt war die Große Bärin eigentlich die Nymphe Kallisto, aus dem Gefolge von Artemis, der Göttin der Jagd. Göttervater Zeus fand ausgesprochen großes Gefallen an Kallisto und versuchte sie zu verführen - indem er die Gestalt ihrer Herrin Artemis annahm. Das Kunststück gelang und Kallisto wurde auch gleich schwanger. Das wiederum erboste Artemis derart, dass sie ihre Gefährtin in eine Bärin verwandelte. Und als Bärin wäre Kallisto beinahe von ihrem Sohn Arkas getötet worden, der seine Mutter in der Tiergestalt nicht erkannte. Das wiederum erbarmte Zeus: Er verwandelte auch Arkas in einen Bären - den Kleinen Bären (auch: Kleiner Wagen) - und versetzte beide an den Himmel. Und weil er sie bei ihrem Schwanz griff und zu den Sternen schleuderte, sind die Schwänze des Kleinen und des Großen Bären (jeweils die Deichseln der Wagen) auch so lang.

Scheinbare und echte Doppelsterne

Doppelstern aus Mizar und Alkor: Das Reiterlein über dem Großen Wagen

Mizar und Alkor

Schon mit bloßem Auge könnt ihr im Großen Wagen einen Doppelstern erblicken: Über dem Deichselstern Mizar findet ihr das "Reiterlein": den weniger hellen Stern Alkor. Ihr braucht scharfe Augen, denn Alkor ist nur zwölf Bogenminuten von Mizar entfernt - daher nennt man das Paar auch "Augenprüfer". Die beiden bilden aber nur einen scheinbaren Doppelstern. In Wirklichkeit sind sie drei Lichtjahre voneinander entfernt und stehen in keinem physischen Verhältnis zueinander. Doch jeder von beiden gehört zu einem echten Mehrfachstern, dessen einzelne Komponenten sich umkreisen: Alkor ist ein Dreifachsystem, Mizar ein Vierfachsystem: Schon mit einem Fernglas könnt ihr Mizar in zwei Komponenten auflösen: Die beiden sind 14,4 Bogensekunden voneinander entfernt. Bei lichtspektroskopischen Untersuchungen kann man feststellen, dass jede dieser beiden Komponenten wiederum aus zwei Einzelsternen besteht - ein Doppel-Doppelstern.

Sternhaufen

Der Große Wagen hat auch einen Sternhaufen zu bieten - allerdings ist er nicht so auffallend wie etwa die Plejaden im Stier: Fünf der hellsten Sterne des Großen Wagens - Merak, Phekda, Megrez, Alioth und Mizar - bewegen sich mit gleicher Richtung und Geschwindigkeit durchs All und bilden damit einen so genannten Bewegungshaufen - einen lockeren, kaum als Gruppe erkennbaren Sternhaufen, dessen Sterne den gleichen Ursprung haben. Der Ursa-Maior-Bewegungshaufen oder Bärenstrom ist nur 75 Lichtjahre von uns entfernt. Nicht alle Sterne des Haufens sind im Sternbild Großer Bär zu finden - auch Sirius im Wintersternbild Großer Hund gehört vermutlich zum Bärenstrom.

Nebel im großen Bären

Der Eulennebel

Seid ihr mit einem guten Fernglas oder einem Teleskop ausgerüstet? Dann nehmt den Großen Bären ruhig mal genauer unter die Lupe. Das Sternbild hat einige schöne galaktische und extragalaktische Objekte zu bieten! Der Große Bär liegt weit von der Milchstraße entfernt, außerhalb der Sternentstehungsgebiete. Deshalb könnt ihr in dem Sternbild auch kaum junge Objekte unserer Galaxie entdecken. Doch ein hübscher Planetarischer Nebel ist zu finden - der nur etwa 6.000 Jahre alte Eulennebel (Messier-Objekt M97, NGC 3587).

Andere Galaxien

Galaxien M81 und M82

Der Blick zum Großen Bären führt zum Rande unserer eigenen Galaxie - und darüber hinaus: Unzählige fremde Sternsysteme könnt ihr in diesem Sternbild erblicken. Ein paar der schönsten möchten wir euch hier vorstellen: Gleich neben dem Eulennebel etwa findet ihr die Galaxie M108 (NGC 3556). Ein sehr lohnendes und auch für Amateure einfaches Objekt ist die M81-Galaxiengruppe über den Schultern des Bären - zwölf Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Zu ihr gehören die Galaxien M81 (NGC 3031), M82 (NGC 3034), NGC 3077, NGC 2976 und acht weitere, kleinere Galaxien. M81 und M82 gehören physikalisch zusammen - die beiden Galaxien interagieren.

Auffindkarte

Schwache Brücken aus intergalaktischem Gas wurden zwischen den Galaxien entdeckt - vermutlich sind die Sternsysteme einst zusammengestoßen. Entdeckt wurden sie im 18. Jahrhundert. M81 ist eine der schönsten Spiralgalaxien des Nordhimmels, sehr symmetrisch mit deutlich erkennbaren Spiralarmen. Auch die Galaxie M101 (NGC 5457) lohnt einen Versuch mit dem Fernrohr. Die so genannte Wagenrad-Galaxie ist die hellste Galaxie in einer Gruppe von neun Sternsystemen. Sie ist etwa 27 Millionen Lichtjahre entfernt und über dem vordersten Deichselstück zu finden.

Was ihr selbst mit einem besseren Teleskop nicht sehen werdet, sind unzählige weitere Galaxien, im vorderen Teil der Deichsel des Großen Wagens gelegen. Hier befindet sich das Hubble Deep Field, das seit Jahren vom Weltraumteleskop Hubble untersucht wird.


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