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Hexenschuss Was tun bei plötzlichem Rückenschmerz durch Lumbago?

Eine falsche Bewegung, ein plötzlicher Schmerz und nichts geht mehr für Tage oder Wochen: Hexenschuss (Lumbago)! Die meisten trifft es im Alter zwischen dreißig und fünfzig. Die gute Nachricht: Jeder kann sich vor einem Hexenschuss schützen.

Von: Bernd Thomas

Stand: 15.03.2024

Plötzlicher Rückenschmerz: Was tun bei Hexenschuss?

Rückenschmerzen und Rückenleiden sind in Deutschland ein großes Gesundheitsproblem. Den Hexenschuss kennen dabei selbst diejenigen aus leidvoller Erfahrung, die noch keine chronischen Rückenbeschwerden haben. Eine Lumbago, wie die Ärzte den Hexenschuss nennen, ist eine schmerzliche Warnung und Aufforderung des Körpers, das eigene Verhalten zu überdenken: Höchste Zeit, etwas zu tun. Denn das Gemeine an einem Hexenschuss: Nach dem ersten Mal verdreifacht sich das Risiko für einen weiteren Zwischenfall.

Was sind die Symptome bei einem Hexenschuss (Lumbago)?

Wo tut es bei einem Hexenschuss weh? Oft sitzt er im Bereich der Lendenwirbelsäule, kann aber auch im Nacken auftreten.

Hat einen der Hexenschuss gründlich erwischt, kann es sein, dass man sich nur noch mit Hilfe bewegen kann oder gar im Rollstuhl in die Arztpraxis rollt. Typisch ist bei Betroffenen die gebeugte Haltung und die Unfähigkeit, sich zu bewegen. Der Schmerz sitzt oft im Bereich der Lendenwirbelsäule, kann aber auch im Nacken auftreten.

Was ist ein Hexenschuss?

Dr. med. Marko Ständer, Neurochirurg, München - Experte für Rückenschmerzen und Hexenschuss

"Der Hexenschuss ist keine eindeutige Diagnose. Selten verbergen sich dahinter schwere, ernste Erkrankungen. In der Regel sind es aber Verkrampfungen in der Muskulatur und Entzündungen an verschiedenen Teilen der Wirbelsäule, die in wenigen Tagen bis Wochen wieder vollkommen ausheilen."

Dr. med. Marko Ständer, Neurochirurg am Wirbelsäulenzentrum, München

Wie kommt es zu einem Hexenschuss?

Modell der Wirbelsäule mit Gelenken, Bandscheiben, Muskeln und Bändern.

Oft ist der Hexenschuss nur der schmerzhafte Höhepunkt bereits bestehender Störungen. Denn die Wirbelsäule ist ein hochentwickeltes, äußerst komplexes anatomisches Meisterwerk. Das aber will regelmäßig bewegt und gefordert werden, um fit und in Form zu bleiben. Doch wir bewegen uns heute im Gegensatz zu unseren Vorfahren, die täglich noch bis zu vierzig Kilometer Wegstrecke zurücklegten, nur noch wenige hundert Meter pro Tag. Die Folgen untrainierter Muskeln, aber auch von Zwangshaltungen und Fehlbelastungen, sind oft, dass sich die kleinen beweglichen Wirbelgelenke verhaken, die Bandscheiben sich vorwölben und die Bänder ihrer Aufgabe nicht mehr gewachsen sind.

Hexenschuss: verkrampfte Muskulatur und Schmerzen 

Aufgrund dieser Störungen kommt es oft zu Entzündungen, die selbst noch gar keine Schmerzen verursachen müssen. Aber da die Muskulatur zu schwach ist, verkrampft sie nach einer gewissen Zeit schlagartig, es kommt zum Hexenschuss. Und erst die verkrampften Muskeln verursachen dann die eigentlichen Schmerzen. 

Gesund oder krank? So sieht es dann im Rücken aus

Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall?

Viele glauben, der Hexenschuss werde durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst. Aber Neurochirurg Marko Ständer gibt Entwarnung:

"Nein, das ist nicht so. Stellen Sie sich die Bandscheiben vor wie einen Krapfen. Wir haben außenherum einen Faserring, innen die Gallertmasse. Wenn ich dann auf diesen Krapfen drücke, wird dieser breit und wenn das genauso mit der Bandscheibe passiert, kann das schon Schmerzen verursachen. Es entsteht ein Hexenschuss. Wenn hingegen die Gallertmasse austritt, vergleichbar der Marmelade beim Krapfen, dann habe ich einen Bandscheibenvorfall, der in der Regel immer mit Beinschmerzen verbunden ist und auch Lähmungen und Gefühlsstörungen verursachen kann."

Dr. med. Marko Ständer, Neurochirurg, Wirbelsäulenzentrum am Stieglmaierplatz, München

Der Arzt überprüft deshalb, ob alle Reflexe vorhanden sind. Wenn Lähmungserscheinungen oder Probleme mit dem Stuhlgang auftreten, sind weitere Untersuchungen nötig. Das ist bei den meisten aber nicht der Fall. Sie können getrost wieder nach Hause gehen.

Therapie: Was hilft bei einem Hexenschuss?

In der akuten Phase helfen vor allem Ruhe, das Hochlagern der Beine, Wärme und Medikamente. Die lindern die Schmerzen und sorgen dafür, dass sich die Muskeln wieder entspannen. Sind die Schmerzen besonders groß, können die Medikamente auch gespritzt werden.

Physiotherapie: Übungen zur Vorbeugung von Rückenschmerzen

Wie lange dauert ein Hexenschuss bis er weg ist?

Hexenschuss: In der akuten Phase helfen vor allem Ruhe, das Hochlagern der Beine, Wärme und Medikamente.

Nach wenigen Tagen sind dann bei rund zwei Drittel aller Patienten die akuten Symptome vorüber. Nach wenigen Wochen sind neun von zehn Patienten wieder vollkommen beschwerdefrei. Aufstehen darf jeder übrigens, sobald es geht.

Sollte man verschobene Wirbelgelenke wieder "einrenken"?

"Manche Ärzte finden es gut, andere lehnen es rundweg ab. Generell sollte es nur durch Fachleute gemacht werden. Das Einrenken durch eigene Bewegungen, also wenn der Rücken dann mal knackst, dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Grundsätzlich gilt beim Hexenschuss: wenn möglich, sich bewegen."

  Dr. med. Marko Ständer, Neurochirurg, München

Hexenschuss: Das sollten Sie für einen gesunden Rücken vermeiden

Bewegungsmangel

Zu wenig Bewegung ist Ursache vieler Rückenbeschwerden. Stundenlanges Sitzen am Schreibtisch und zu wenig Ausdauertraining schaden der Wirbelsäule generell.
Dagegen hilft: Bewegungspausen einlegen, Bewegung in den Arbeitsalltag bringen.

Fehlende Ergonomie am Arbeitsplatz

Die falsche Anordnung der Arbeitsgeräte führt zu Fehl- und Zwangshaltungen. Die wiederum können zu Muskelverkürzungen führen.  

Übergewicht

Zu viele Kilos auf der Waage können alle Strukturen der Wirbelsäule vorzeitig verschleißen.

Fehler beim Heben und Tragen

Falsche Bewegungen und vor allem die falsche Technik beim Tragen führen zu teilweise extremen Belastungen.

Psychische Belastungen

Auch seelische Probleme können sich auf die Körperhaltung auswirken.

Handys

Den Kopf stundenlang vornüber zu beugen bedeutet, dass durch die Hebelwirkung statt rund fünf Kilogramm Kopfgewicht über zwanzig Kilogramm Gewicht an der Halswirbelsäule zerren.  

Zugluft

Ein beständiger Luftzug kühlt die Muskulatur ab, die dadurch weniger durchblutet wird. Das wiederum vermindert die Nährstoffversorgung und erhöht die Krampfbereitschaft der Muskeln.

So kann man einem Hexenschuss und Rückenschmerzen vorbeugen

Grundsätzlich gilt: Bewegung in den Alltag bringen. Schon mit wenigen Übungen, zehn bis fünfzehn Minuten pro Tag, lässt sich vieles positiv verändern. Die Muskulatur wird gestärkt, besser durchblutet  und damit die Krampfneigung  verringert. Das geht ohne großen Aufwand überall und stärkt den Rücken insgesamt.

Gute Ergonomie beginnt im Kopf und lässt sich jederzeit umsetzen! Schon eine erste kritische Überprüfung des Arbeitsplatzes bringt viel.  Oft lässt sich die Situation außerdem ohne großen Kosten- und Zeitaufwand mit wenigen Handgriffen effektiv verändern. Und natürlich sollte man sich besonders beim Tragen schwerer Lasten nicht überschätzen und die richtigen Techniken im Alltag anwenden. Achtsamkeit und selbstkritisches Verhalten schützen.

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