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Laktoseintoleranz oder Milcheiweißallergie? Warum ihr keine Milch vertragt

Ihr vertragt keine Milch? Die Ursache kann eine Milchzuckerunverträglichkeit, auch Laktoseintoleranz genannt, sein oder die eher seltene Milcheiweißallergie. Hier erfahrt ihr, woher jeweils eure Beschwerden kommen und mit welchem Test man eine Laktoseintoleranz feststellen kann.

Von: Angelika Vogel

Stand: 15.05.2024

Wenn ihr Milchprodukte trinkt oder esst und dann Bauchkrämpfe, Durchfall, Blähungen oder Kopfschmerzen bekommt, könnte es sein, dass ihr eine Laktoseintoleranz habt. Das heißt, ihr könnt Milchzucker, auch Laktose genannt, nicht verdauen. Menschen mit Laktoseintoleranz fehlt im Dünndarm das körpereigene Enzym Laktase, das den Milchzucker in Galaktose und Glukose spaltet. Der Milchzucker wandert dann unverdaut in den Dickdarm und verursacht dort Beschwerden.

Primäre und sekundäre Milchzuckerunverträglichkeit

Es gibt unterschiedliche Formen von Milchzuckerunverträglichkeit und deswegen auch verschiedene Beschwerdebilder und Behandlungsmöglichkeiten. Bei der primären genetisch bedingten Laktoseintoleranz nimmt die Verträglichkeit von Milchprodukten meist im Laufe des Lebens ab. Betroffene müssen ihren Milchproduktkonsum stark einschränken oder ganz auf milchhaltige Produkte verzichten.

Bei der sekundären erworbenen Form von Laktoseintoleranz entsteht die Unverträglichkeit zum Beispiel durch Glutenunverträglichkeit oder Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Es besteht die Chance, dass man nur zeitweise auf Milchprodukte verzichten muss und sie wieder in den Speiseplan aufnehmen kann, wenn sich die geschädigte Darmschleimhaut erholt hat. Dafür muss aber der genaue Grund für die Darmschädigung gefunden werden. Dass Menschen von Geburt an keine Milch vertragen, weil sie einen angeborenen, kompletten Gendefekt haben, ist sehr selten. Diese Form nennt man kongenitaler Laktasemangel.

Was kann man bei Laktoseintoleranz tun?

Wer keinen Milchzucker verträgt, muss beim Einkaufen aufpassen und genau hinsehen, was in den Lebensmitteln steckt. In verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst und Fertigprodukten steckt oft Laktose, aber auch in Medikamenten. Wer nicht mit frischen Zutaten und selbst kocht oder zu - oft teuren - laktosefreien Lebensmitteln greift, wird kaum konsequent vermeiden können, Milchzucker zu sich zu nehmen.

Was ist laktosefreie Milch und wie stellt man sie her?

Laktosefreier Milch wird bei der Herstellung nichts entzogen, sondern der darin enthaltene Milchzucker wird bei der Produktion aufgespalten. Das geht so: Milch wird auf 130 bis 135 Grad erhitzt (ergibt H-Milch oder frische Milch), dann gibt man das Enzym Laktase dazu. Gewonnen wird es aus Schimmelpilzen oder Milchhefe. Die Laktase spaltet in der Milch dann den Milchzucker in Traubenzucker (Glukose) und Galaktose. Normalerweise passiert das bei Menschen im Dünndarm. Nicht aber bei Menschen mit Milch-Unverträglichkeit, denn sie haben das Enzym Laktase nicht oder zu wenig davon. Laktosefreie Milchprodukte schmecken ein bisschen süßer als normale Milchprodukte, weil Traubenzucker und Galaktose stärker süßen als Milchzucker.

Was sind die Symptome bei Laktoseintoleranz?

Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden, können schon durch wenige Gramm Milchzucker, wie sie in manchen Schokoladensorten enthalten sind, Probleme bekommen. Die Beschwerden sind vielfältig und meist unspezifisch, zum Beispiel Blähungen, Müdigkeit, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl. Auch wer oft an den Symptomen von Magen-Darm-Infekten leidet, sollte an Milchzuckerunverträglichkeit denken.

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Bei welchem Arzt macht man einen Laktoseintoleranz-Test?

Viele Patienten erfahren jahrelang nicht, an welcher Erkrankung sie wirklich leiden, denn eine Milchzuckerunverträglichkeit ist aufgrund vielfältiger Symptome oft schwer zu diagnostizieren. Der Hausarzt befragt den Patienten zuerst zu seinen Ernährungsgewohnheiten und erhebt die Krankheitsgeschichte. Wenn alles für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nach dem Konsum von Milch spricht, ist eine Überweisung zu einem Gastroenterologen, einem Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen, sinnvoll. Dieser wird zur weiteren Diagnostik ein Ernährungstagebuch erfragen und eine laktosefreie Diät anordnen. Der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz kann dann durch einen H2-Atemtest bestätigt werden.

Wie verläuft ein Test auf Laktoseintoleranz?

Beim H2-Atemtest trinken die Patienten eine Milchzuckerlösung. Alle 30 Minuten wird dann die Wasserstoffkonzentration beim Ausatmen gemessen. Wenn der Körper den Milchzucker nicht ausreichend aufspalten kann, gelangt dieser in den Darm und wird dort vergärt. Der Wasserstoffgehalt im Körper steigt an. Ist der Wasserstoffgehalt deutlich erhöht, ist die Diagnose sicher: Laktoseintoleranz. Fällt der Test negativ aus, ihr reagiert aber trotzdem erkennbar mit Beschwerden auf Milchprodukte, solltet ihr eurem Körper vertrauen und weiter nach der Ursache suchen.

Was ist der Unterschied zwischen Laktoseintoleranz und Milcheiweißallergie?

Oft wird die Milchzuckerunverträglichkeit jedoch mit der viel selteneren Erkrankung, der Milcheiweißallergie, verwechselt. In Deutschland leiden nur etwa zwei bis fünf Prozent der Kleinkinder darunter. Auf die gesamte Lebenszeit bezogen liegt die Prävalenz bei unter 1%. Während der Laktoseintoleranz ein Enzymmangel zugrunde liegt, reagiert bei Milcheiweißallergikern das Immunsystem auf ein oder mehrere Eiweiße in der Milch - meist Kasein oder Molkeneiweiß. Die Reaktionen fallen meist heftiger aus als bei der Laktoseintoleranz.

Welche Symptome hat eine Milcheiweißallergie?

Eine Milcheiweißallergie kann von drastischen Symptomen begleitet sein, die nicht nur auf den Verdauungstrakt beschränkt sind, zum Beispiel Hautproblemen, Asthma oder allergischem Fließschnupfen. Eine Milcheiweißallergie kann lebensbedrohlich sein, eine Laktoseintoleranz nicht.

Milchersatz bei Milcheiweißallergie: Vorsicht bei Sojamilch!

Reagiert ihr allergisch auf Kasein, müsst ihr auf tiermilchfreie Produkte wie Soja-, Reis-, Hafer- oder Mandelmilch ausweichen. Sie sollten mit Kalzium angereichert sein.

Testet vorsichtig eine zeitlang bewusst, ob ihr Sojamilch vertragt. Soja gehört zu den Lebensmitteln, auf die Menschen am häufigsten allergisch reagieren. Eine Allergie auf Soja kann sich auch durch Heuschnupfen entwickeln. Das wird dann Kreuzallergie genannt.

Bei einer Allergie auf Molkeneiweiß kann man auch auf Schaf-, Ziegen- oder Stutenmilch umsteigen. Versucht mithilfe eines Arztes herauszufinden, auf welchen Milchbestandteil ihr reagiert.

Ist Sojamilch ein guter Ersatz für Kuhmilch?

Geschmack

Sojamilch und auch Hafer-, Mandel- und Reismilch schmecken anders als Kuhmilch und eignen sich daher nicht immer als Ersatz. Bei Pfannkuchen merkt man kaum einen Unterschied, Müslis können damit recht fad schmecken. Sojamilch-Produkte variieren allerdings stark im Geschmack, deshalb solltet ihr mehrerer Produkte testen. Soja-Schlagsahne lässt sich übrigens schlechter schlagen als normale Schlagsahne. Reismilch schmeckt erhitzt süßlich.

Calcium

Der für die Knochen wichtige Mineralstoff Calcium ist in normaler Sojamilch und anderen Milchersatzprodukten nicht enthalten. Ratsam ist es, Sojaprodukte mit Calcium-Zusatz zu verwenden. Wenn ihr euch nur mit Sojaprodukten ernährt, solltet ihr darauf achten, Calcium nicht mit Nahrungsmitteln wie Schokolade, Rhabarber oder Spinat zu kombinieren. Sie enthalten Oxalsäure, die die Aufnahme von Calcium im Körper behindert. Das gilt auch für Sojaprodukte mit Schoko-Geschmack. Sojamilch mit Aroma (Schoko, Vanille, Erdbeer) enthält zudem meist viel Zucker - jedoch nicht so viel wie Traubensaft. Am besten sollte man Sojamilch selbst mit natürlichen Aromen (Bourbon-Vanille, Früchte) verfeinern.

Fett und Eiweiß

Sojamilch enthält etwas weniger Fett als 3,5-prozentige Milch und ähnlich viel Eiweiß. Das Eiweiß ist allerdings pflanzlichen und nicht tierischen Ursprungs - und gilt damit für den Körper als schwerer verdaubar.

Käse

Wenn ihr Glück habt, vertragt ihr Hartmilchkäse aus Kuhmilch wie Parmesan, Emmentaler oder Appenzeller. Diese sind meist so gut wie laktosefrei, weil die Milchsäurebakterien die Laktose beim Reifen aufgefressen haben. So könnt ihr euch die oft deutlich teureren Alternativprodukte mit "laktosefrei"-Etikett sparen.

Kuhmilchersatzprodukte

Als Kuhmilch-Ersatz bei Laktoseintoleranz sind am besten Sojamilch mit Calcium angereichert oder laktosefreie Milchprodukte geeignet. Da Sojamilch aber zu Allergien und bei Menschen mit Heuschnupfen zu Kreuzallergien führen kann, ist sie nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Reis- und Hafermilch enthalten Kohlenhydrate und Zucker, aber kein Eiweiß. Ziegen-, Schaf-, Kamel- oder Pferdemilch haben meist einen starken Eigengeschmack und enthalten wie normale Kuhmilch immer Laktose. Sie sind kein geeigneter Ersatz für Menschen mit Laktoseintoleranz.

Sendungen über Laktoseintoleranz, Milcheiweißallergie und Ersatzprodukte


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