Faszination Psychologie Denken und Problemlösen
Haben Sie heute schon gedacht? Und: woran haben Sie das gemerkt? Denken ist ein kognitiver Prozess, der uns meistens erst dann richtig bewusst wird, wenn wir ihn einsetzen, um Probleme zu lösen. Unser Gehirn denkt jedoch die ganze Zeit, auch wenn wir uns aktuell keines Problems bewusst sind. Denken, so kann man sagen, ist im Grunde nichts anderes, als Informationen zu verarbeiten, Ordnungen herzustellen und daraus neue Informationen zu gewinnen. Es findet bei jeder Wahrnehmung statt und auch bei jeder Bewegung, die wir ausführen, sowie bei jedem Wort, das wir sagen.
Da Denken in der Regel ein äußerst schneller Prozess ist, haben die Psychologen unterschiedlichste Aufgaben entwickelt, um unsere Denkfähigkeiten extrem zu fordern. Nur so lässt sich das Denken praktikabel untersuchen. Werfen wir deshalb zuerst einen kurzen Blick in diesen Forschungsansatz, der dem Denken mit Hilfe des Problemlösens auf der Spur ist.
Einfaches und komplexes Problemlösen
Wie definiert sich ein Problem? Zunächst nimmt man einen Ausgangszustand von Objekten, vorhandenen Informationen und situativen Bedingungen an, der in einen gewünschten Zielzustand verändert werden soll. Damit das Ganze zu einem Problem wird, müssen Hindernisse hinzukommen, die dafür verantwortlich sind, dass die Problemlösung nicht auf Anhieb offensichtlich ist.
Im richtigen Leben sind manche Probleme leichter zu bewältigen, andere schwieriger. In der psychologischen Forschung unterscheidet man deshalb zwischen einfachem und komplexem Problemlösen. Häufig sind jedoch selbst die so genannten "einfachen Probleme" schon ziemlich schwierig zu bewältigen.
Merkmale "einfacher Probleme"
Einfache Probleme unterscheiden sich von komplexen Problemen dadurch, dass:
- die Variablenzahl bedeutend geringer ist,
- zwischen den Variablen keine oder nur einfache Beziehungen bestehen,
- das Problem transparent ist,
- es keine Eigendynamik aufweist.
Einfache Probleme können in zweierlei Weise gelöst werden. Erstens durch die korrekte Anwendung bereits bekannter Lösungsstrategien, d.h. durch reproduktives Denken. Dies ist z.B. bei Schulaufgaben der Fall, die sofort bearbeitet werden können, wenn man die Hindernisse überwunden hat, welche die Problemlösung erschwert haben.
Zweitens lassen sich Probleme durch produktives Denken lösen. In diesem Fall verfügen wir über keine Lösungsstrategien, auf die wir reproduktiv zugreifen könnten, und wir müssen neue, bislang unbekannte Wege beschreiten, um die gewünschten Zielzustände trotz aller Hindernisse zu erreichen.