Faszination Psychologie Sprache und Kommunikation
Sprache und die Fähigkeit zur Kommunikation gehören zu den Wundern unseres menschlichen Daseins. Nur der Mensch ist in der Lage, sich auf gleichermaßen hohem Komplexitätsniveau lautlich mitzuteilen.
Sprache und die Fähigkeit zur Kommunikation gehören zu den Wundern unseres menschlichen Daseins. Freilich können auch viele Tierarten miteinander kommunizieren. Häufig geschieht dies jedoch nonverbal, wie z.B. durch den Schwänzeltanz der Bienen. Mit Ausnahme der Menschen ist jedoch kein anderes Lebewesen auf diesem Planeten in der Lage, sich auf gleichermaßen hohem Komplexitätsniveau lautlich mitzuteilen.
Nachdenken über Sprache
Die menschlichen Fähigkeiten im Umgang mit Sprache reichen sogar noch weiter. Wir sind nicht nur in der Lage zu sprechen, sondern darüber hinaus besitzen wir auch die Fähigkeit, über Sprache nachzudenken: Man spricht von der Metakommunikation. Dies alles ist Grund genug, sich etwas intensiver mit der Psychologie der Sprache auseinanderzusetzen.
Der Erwerb von Sprache
Den Verlauf der Sprachentwicklung beim Menschen muss man von zwei Blickwinkeln aus betrachten. Zum einen muss sich in den ersten Lebensmonaten die Fähigkeit des Verstehens von Sprache – die Sprachrezeption - herausbilden. Zum anderen müssen die Babys lernen, Sprache selbst zu erzeugen, d. h. sie müssen die Fähigkeit zur korrekten Sprachproduktion erwerben.
Früh übt sich ...
Bereits im Mutterleib können die Säuglinge die Sprache der Mutter wahrnehmen und nach der Geburt sind sie ebenfalls ständig von Sprache umgeben. Dieses "Training" führt dazu, dass Säuglinge schon kurz nach der Geburt zwischen sprachlichen und nicht sprachlichen Lauten unterscheiden können. Darüber hinaus sind sie mit etwa zwei Monaten in der Lage, Unterschiede innerhalb einer Lautklasse, wie z. B. zwischen den Zischlauten /f/, /s/ oder /sch/, zu erkennen. Und es gibt noch eine weitere erstaunliche Leistung der Säuglinge bei der Sprachrezeption: Sie können sogar zwischen verschiedenen Lauten einer fremden Sprache differenzieren, wozu Erwachsene ohne spezielles Training nicht mehr in der Lage sind.
Vom Gurr- zum Lallstadium
Hinsichtlich des Erwerbs der Sprechfähigkeiten lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden. Säuglinge beginnen etwa ab der 6. bis 8. Woche zu gurren. Zwischen der 8. bis ungefähr zur 16. Woche ahmen sie immer häufiger vorgesprochene Vokale nach. In dem sich anschließenden 4. bis 6. Lebensmonat fangen die Säuglinge damit an, von selbst und noch ziemlich unkontrolliert einzelne Silben zu produzieren (Lallphase). Zwischen dem 6. und 9. Monat wird die Kontrolle der Silbenproduktion stetig besser, so dass silbenartige, rhythmisch klingende Lautfolgen wie "dadada" oder "baba" hervorgebracht werden können.
Das Einwortstadium
Diesem ersten Gurr- und Lallstadium schließt sich das Einwortstadium an. Zwischen dem 10. und 14. Lebensmonat werden z. B. Wörter wie "Mama", "Papa", "Auto" oder "Ball" gesprochen. Der Erwerb neuer Wörter geht allerdings bis ungefähr zum 18. Monat noch langsam voran und steigt erst danach sprunghaft an. Mit zwei Jahren umfasst der Wortschatz eines Kindes etwa 200 Wörter.
Vom Zweiwortstadium zum Telegrammstil
Dem Einwortstadium folgt eine Phase, in der die Kinder damit beginnen, meist zwei Wörter miteinander zu kombinieren (Zweiwortstadium). Äußerungen wie "Tasse haben", "Mama Arm" oder "Tür zu" können allerdings nur mit Bezug auf ihren Kontext von Erwachsenen interpretiert werden. Verständlicher wird die Sprache der Kinder, wenn sie vom Zweiwortstadium zum Telegrammstil übergehen. In dieser Phase produzieren sie kurze, einfach Sätze, die an telegrafische Mitteilungen erinnern. Der ständig wachsende Wortschatz sowie die Rückmeldung über richtige und falsche Sätze durch die Bezugspersonen führen zu einer fortlaufenden Verbesserung und Erweiterung der sprachlichen Fähigkeiten des Kindes. Mit etwa 30 Monaten sprechen die Kinder nicht mehr nur über äußere, konkrete Ereignisse, sondern auch über innere Zustände, die sie erleben.
Geheimnis Spracherwerb
Bis heute ist nicht abschließend geklärt, welche kognitiven Mechanismen den Erwerb von Sprache ermöglichen. Sprachwissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass Menschen von Geburt an über die Fähigkeit verfügen, Regelmäßigkeiten in der gehörten Sprache zu erkennen und somit die Grammatik einer Sprache zu erlernen. Studien bei Erwachsenen zeigen, dass Sprache zuerst auf ihre grammatikalische Korrektheit hin verarbeitet wird, bevor es zu einer Interpretation des Gehörten kommt.