Sternbild Nördliche Krone (Corona borealis, CrB) Das Sternbild mit dem Extra-Stern
Im Frühjahr und Sommer wandert sie hoch über den Sternenhimmel, die Nördliche Krone. Das Sternbild ist nicht sonderlich hell, hat aber ein paar ganz besondere Sterne zu bieten. Etwa eine Nova, die noch 2024 aufleuchten soll.
Erst wenn es ganz finster ist, könnt ihr dieses Sternbild erblicken: die Nördliche Krone. Doch dann ist sie leicht zu erkennen, denn sie hat eine sehr markante Form. Sieben Sterne bilden einen enggezogenen Bogen, der an eine Krone oder ein Diadem erinnert. Corona borealis (CrB) lautet der lateinische Name des Sternbilds.
Hier findet ihr das Sternbild Nördliche Krone
Die Nördliche Krone gehört, wie ihr Name schon sagt, zum Nordhimmel. Das Sternbild befindet sich dreißig Grad (drei Handbreit) über dem Himmelsäquator und ist besonders im Frühjahr und Sommer gut zu sehen. Dann steht die Nördliche Krone nachts bis zu siebzig Grad hoch am Himmel. Ihr findet sie, ganz grob, zwischen dem Frühlingsdreieck (rechts der Nördlichen Krone) und dem Sommerdreieck (links von ihr). Ganz genau betrachtet liegt das Sternbild zwischen den Sternbildern Herkules (links) und Bärenhüter (rechts). Und der hilft euch auch, die Nördliche Krone ganz einfach zu finden.
Starhopping zur Nördlichen Krone
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Arktur im Bärenhüter könnt ihr am Sternenhimmel eigentlich nicht übersehen, denn er ist nach Sirius der hellste Stern, der bei uns zu sehen ist. Im Frühling steht er sehr hoch im Süden am Firmament, im Sommer rückt er immer tiefer in den Westen. Wenn ihr die Deichsel des Großen Wagens in Richtung Horizont verlängert, stoßt ihr genau auf Arktur.
Und wenn ihr von Arktur aus etwa zwei Handbreit nach links oben zielt, findet ihr Gemma, den hellsten Stern der Nördlichen Krone.
Die hellsten Sterne der Nördlichen Krone
Gemma ist der einzige Stern im Sternbild Nördliche Krone, den ihr gut sehen könnt. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,23 mag ist Alpha Coronae Borealis (α CrB), wie der Stern astronomisch bezeichnet wird, etwas dunkler als der Polarstern. Er zählt also nicht zu den hellsten Sternen, ist aber immerhin so hell, dass er auch in der Dämmerung schon sichtbar wird. Sein lateinischer Name Gemma bedeutet Edelstein.
Leider erreichen alle weiteren Sterne der Corona borealis nur die vierte oder fünfte Größenklasse, das reicht gerade noch, um sie überhaupt mit bloßem Auge zu sehen. Allerdings erst, wenn auch die astronomische Dämmerung vorbei und der Himmel nachtschwarz ist. Der ganze enge Halbkreis der Nördlichen Krone misst etwa sieben Grad (3,5 Fingerbreit) im scheinbaren Durchmesser.
Wann ist die beste Zeit, um das Sternbild zu sehen?
Die Nördliche Krone ist das ganze Jahr über am Sternenhimmel: Im Winter taucht sie in später Nacht tief im Nordosten über dem Horizont auf, im Herbst geht sie abends im Nordwesten unter. Und dazwischen - in Frühjahr und Sommer - zieht das Sternbild hoch über den Nachthimmel.
Im April macht sich die Nördliche Krone am späteren Abend tief im Osten bemerkbar, erreicht aber erst um etwa drei Uhr nachts ihre höchste Position im Süden, die Kulmination. Im Mai kulminiert sie bereits zwei Stunden eher und steht zuvor schon hoch im Südosten, sobald es dunkel genug geworden ist.
In den kurzen Sommernächten von Juni und Juli zieht die Nördliche Krone schon abends über hoch gelegenen ihren Kulminationspunkt im Süden. Im August und September müsst ihr schon den früheren Abend nutzen, um sie im Südwesten und später im Westen noch im Finstern sehen zu können.
Ein zweiter Edelstein wird 2024 in der Nördlichen Krone funkeln
In der Nördlichen Krone gibt es einen sehr interessanten Stern, den ihr vielleicht dieses Jahr zum ersten und einzigen Male sehen werdet: T Coronae borealis (T CrB). Normalerweise erreicht dieser Stern nur eine scheinbare Helligkeit von 10,8 mag und ist damit nur mit lichtstarken Ferngläsern oder Teleskopen zu finden. Doch alle achtzig Jahre wird T Coronae borealis wenige Tage lang so hell, dass ihr ihn ganz leicht mit bloßem Auge beobachten könnt: Bis zu 2 mag erreicht er dann und ist damit heller als Gemma, der hellste Kronen-Stern. Denn 2024 soll der Stern als Nova erstrahlen.
Eine Nova mit eigenen Augen sehen
Es ist eine, nach kosmischen Maßstäben, kleine Explosion, die sich da ereignet. Dahinter verbirgt sich das Drama eines uralten Sternenpaars. Denn T Coronae borealis ist ein Doppelstern: Hier umkreisen einander ein kühler, stark aufgeblähter Roter Riese und ein enorm dichter, sehr heißer Weißer Zwerg - beides Sterntypen am Ende eines Sternenlebens. Der Weiße Zwerg saugt ständig Materie aus dem Roten Riesen und sammelt es in einer Aggregationsscheibe um sich, bis diese sich so stark erhitzt, dass es in ihr kurzfristig zur Kernfusion kommt - eine Nova erscheint. Ein scheinbar neuer Stern, der aber nur wenige Tage lang so hell leuchtet. Danach beginnt der Weiße Zwerg erneut, Material zu sammeln - bis er in rund achtzig Jahren wieder als Nova erstrahlen wird.
Nutzt die Gelegenheit, denn diese Nova könnt ihr wohl nur einmal in eurem Leben sehen! Und die Nova der Nördlichen Krone ist noch dazu eine der hellsten Novae, die überhaupt zu sehen sind. Zuletzt war im Jahr 1975 eine Nova ähnlich hell.
Weitere Veränderliche Sterne in der Nördlichen Krone
Neben der Nova gibt es im Sternbild Corona borealis noch andere Veränderliche Sterne, also Sterne, deren Helligkeit schwankt. Auch der Edelstein der Krone funkelt nicht immer gleich: Der hellste Stern Gemma (α CrB) schwankt in seiner scheinbaren Helligkeit um 0,1 mag. Er ist ein Bedeckungsveränderlicher Stern: ein Doppelstern, vor dem manchmal sein schwach leuchtender Begleitstern vorbeizieht und sein Licht ein bisschen abdimmt.
Auch R CrB ändert seine Helligkeit immer wieder. Dahinter steckt ein Roter Überriese mit einer kohlenstoffhaltigen Atmosphäre. Offenbar bilden sich bei dem Stern immer wieder Rußwolken, die seine Helligkeit in unregelmäßigen Abständen abrupt um mehrere Größenklassen abfallen lässt. Er wurde Namensgeber einer ganzen Klasse von Veränderlichen Sternen: den R-Coronae-borealis-Sternen.
Video zu Veränderlichen Sternen
Ein großer Galaxienhaufen für besonders scharfe Augen
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Nebel oder andere Deep-Sky-Objekte sind im Sternbild Nördliche Krone nicht zu finden, außer einem gigantischen Galaxienhaufen: Abell 2065. Rund eine Milliarde Lichtjahre von uns entfernt und daher auch nur mit großen Teleskopen oder auf Langzeitbelichtungen zu sehen tummeln sich rund 400 Galaxien, die wiederum mit anderen Abell-Galaxienhaufen einen Superhaufen bilden.
Ein uraltes Sternbild
Die Nördliche Krone gehört zu den ältesten bekannten Sternbildern. Ptolemäus, der 48 Sternbilder der antiken Astronomie benannte, hatte sie schon dabei. Auch in anderen Kulturen war die Coronae borealis durch ihre markante Form bekannt. Mal galt sie als zerbrochener Becher (Arabien), mal als Geldkette (China) und angeblich auch als Bumerang (Australien).
Die Nördliche Krone in der griechischen Mythologie
Diese Krone saß gemäß der griechischen Mythologie auf dem Haupt der Ariadne. Sie war die Tochter von Minos, dem König Kretas. Dort hauste die Bestie Minotaurus in ihrem Labyrinth, der regelmäßig junge Männer oder Frauen geopfert werden mussten. Theseus bot sich an, den Minotaurus zu bekämpfen und bekam zur Hilfe von der verliebten Ariadne ein Garnknäuel, um sich im Labyrinth des Minotaurus zurecht zu finden. Das ist der berühmte Ariadnefaden, von dem manchmal die Rede ist.
Videos zum Mythos
Theseus und Ariadne flohen gemeinsam von Kreta, doch ab hier verschwimmt die Geschichte in etwas verschiedenen Varianten des Mythos: Mal war Artemis eifersüchtig auf das junge Paar und beide starben, mal wollte sich Theseus nicht an sein Eheversprechen gegenüber Ariadne halten. In dieser Variante blieb die Königstochter auf der Insel Naxos zurück, wo sie der Gott Dionysos ehelichte. Ihr Krönchen verewigte er, indem er es an den Sternenhimmel warf.