Sprache und Kommunikation Nonverbale Kommunikation
"Reden ist Silber, schweigen ist Gold" sagt ein Sprichwort. Aber selbst wenn wir schweigen, kommunizieren wir immer noch. Es ist schlichtweg unmöglich, nicht zu kommunizieren.
"Reden ist Silber, schweigen ist Gold" sagt ein Sprichwort. Aber selbst wenn wir schweigen, kommunizieren wir immer noch. Es ist schlichtweg unmöglich, nicht zu kommunizieren. Unsere Körperhaltung, Gestik und Mimik drückt immer etwas aus – ob wir dies wollen oder nicht. Die nonverbale Kommunikation ist zweifelsohne die ältere Form des Kommunizierens. Auch im Tierreich ist sie in den verschiedensten Ausprägungen vorhanden.
Kanäle nonverbaler Kommunikation:
- Blickverhalten
- Gesichtsausdruck (Mimik)
- Körperhaltung und Körperbewegung (Gestik),
- Berührung (Taktilität),
- räumliche Distanz (interpersonaler Raum) sowie
- stimmliche Merkmale (Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Betonungen, Pausen etc.).
Hinzu kommen Faktoren wie Kleidung, Schmuck, Frisur, Make-up und Parfüms, die besonders auf der Selbstkundgabe- und Beziehungsebene wirken.
Was die Kopfhaltung aussagt
Welche Elemente der nonverbalen Kommunikation welche Wirkung beim Betrachter hinterlassen, untersucht der Duisburger Psychologieprofessor Siegfried Frey. Eines seiner Forschungsergebnisse zeigt, dass die Interpretation eines Gesichtsausdrucks ganz davon abhängt, wie sich die Position des Kopfes zum Körper verhält. Demonstrieren lässt sich dies beispielsweise an einem Renaissancegemälde der Madonna:
Einmal nur den Kopf verrückt
Wie eine anmutigen Frau ...
Wie wir einen Gesichtsausdruck interpretieren, hängt ganz wesentlich vom Neigungswinkel des Kopfes ab. Noch wirkt die Madonna auf uns anmutig und bescheiden. Doch rückt man den an sich geneigten Kopf gerade, so ändert sich unser Eindruck von ihr unmittelbar.
... mit einem Ruck selbstsüchtig und hochnäsig wird.
Aus einer anmutigen, bescheidenen Frau wird eine selbstsüchtige, auf andere herabschauende Herrin.
Das erstaunliche an diesem Beispiel ist, dass man den Eindruck hat, der Gesichtsausdruck der Madonna habe sich verändert. Dass die wahre Ursache allein in der Kopfhaltung zu finden ist, wird selten erkannt. In solchen Details verbirgt sich die Tücke der nonverbalen Kommunikation. Manchmal sind es eben nur Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob jemand auf uns einen sympathischen oder eher unsympathischen Eindruck macht.
Wie wir die nonverbale Kommunikation einsetzen
Ein allgemeingültiges Lexikon nonverbaler Kommunikation, anhand dessen wir nachschlagen können, was welche Körperhaltung, Gestik oder Mimik zu bedeuten hat, gibt es nicht. Dennoch läuft die nonverbale Kommunikation nicht gänzlich regellos ab. Jeder von uns weiß z. B., wie intensiv ein Blickkontakt sein darf, wie groß die Distanz in einem förmlichen Gespräch zu sein hat und wann ein Händeschütteln bei einer Begrüßung zu beenden ist. Und wir alle haben in der Regel ein empfindliches Gespür dafür, wenn diese Regeln verletzt werden.
Achten Sie doch einfach mal bei sich und anderen auf den Einsatz der nonverbalen Kommunikation, oder noch besser, machen Sie eine Videoaufnahme und schauen sich diese mehrfach an. Gewiss werden Sie erstaunt sein, wie stark Sie gestikulieren, wenn Sie beispielsweise eine Handlungsweise erklären müssen. Vielleicht überrascht Sie auch die Vielfalt der Gesichtsausdrücke, die in einem Gespräch zutage treten.
Auf das Timing kommt es an
Die nonverbale Kommunikation läuft bei der Mehrheit der Menschen völlig automatisch neben der verbalen Kommunikation ab. Nur Schauspieler oder professionelle Redner sind in der Lage, ihre Körperhaltung, Gestik und Mimik gezielt einzusetzen, um die Wirkung ihrer Sprache zu unterstützen. Der bewusste Einsatz nonverbaler Ausdrucksmittel ist weitaus schwieriger zu koordinieren, als man sich dies vielleicht vorstellt. Kommt eine Armbewegung, die die Aussage des Redners unterstützt, zu früh oder zu spät, dann wirkt sie schnell lächerlich. Ein gutes Timing ist beim gezielten Einsatz der nonverbalen Kommunikation somit von großer Bedeutung.