Telekolleg - Psychologie


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Sprache und Kommunikation Sprachmodelle

Sprachliche Zeichen stehen nicht nur in Beziehung zu dem, was sie bezeichnen, sondern auch zu demjenigen, der sie ausspricht - dem Sender. Und zum Empfänger.

Stand: 28.10.2016 | Archiv

Organon-Modell der Sprache nach Karl Bühler | Bild: Bühler, K. (1934). Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: Fischer.

Bereits 1934 stellte der Psychologe Karl Bühler (1879-1963) das Organon-Modell der Sprache vor, in dem die drei wesentlichen Aspekte Darstellung, Ausdruck und Appell sprachlicher Kommunikation aufgezeigt werden.

In der Mitte des Modells ist das sprachliche Zeichen Z angeordnet. Im Grunde ist dies erst einmal nichts anderes als eine Folge von Lauten. Bedeutung erlangt diese Lautfolge durch eine Zuordnung zu Gegenständen und Sachverhalten, die durch sie dargestellt werden. Dass die Lautfolge /A/, /U/, /T/, /O/ ein Auto bezeichnet und wir alle wissen, was damit gemeint ist, ist letztendlich nichts anderes als die Folge einer Konvention zwischen Menschen in einem gemeinsamen Sprachraum.

Wer sich ärgert, spricht auch anders.

Sprachliche Zeichen stehen jedoch nicht nur in Beziehung zu dem Bezeichneten, sondern auch zu demjenigen, der sie ausspricht - dem Sender. In diesem Zusammenhang sind sie Ausdruck des inneren Zustands des Sprechers. Je nachdem, ob ein Sprecher verärgert, erfreut oder traurig ist, wird sich dies durch eine unterschiedliche Sprechgeschwindigkeit oder Artikulation in der Sprache zeigen.

Als dritter Aspekt ist die Beziehung der sprachlichen Zeichen zum Empfänger zu betrachten. Hier erlangen sie Bedeutung in Form ihrer Signal- oder Appellfunktion. Ruft jemand z. B. "Hilfe", so lässt sich die Appellfunktion dieses Zeichens am Verhalten der Empfänger ablesen, die hoffentlich schnell mit geeigneten Maßnahmen zur Hilfe eilen.

Das Kommunikationsquadrat

In neueren Kommunikationsmodellen wird meist noch ein vierter Aspekt genannt, der Beziehungshinweis. Schulz von Thun beispielsweise geht in seinem Kommunikationsquadrat davon aus, dass jede Äußerung gleichzeitig die folgenden vier Botschaften enthält:

Vier Botschaften einer Äußerung

  • eine Sachinformation, die etwas darstellt;
  • eine Selbstkundgabe, die etwas über den Sender mitteilt;
  • ein Beziehungshinweis, wie der Sender zum Empfänger steht;
  • ein Appell, der ausdrückt, was beim Empfänger erreicht werden soll.

Da wir so gesehen mit "vier Schnäbeln" sprechen, kann man auch mit "vier Ohren" hören. Kommunikationsprobleme sind programmiert, wenn Schnabel und Ohr nicht zueinander passen. Manchmal lassen sich diese jedoch allein dadurch leicht lösen, dass man sich selbst bewusst macht, mit welchem Schnabel man gesprochen hat bzw. mit welchem Ohr man gerade zuhört.


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