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Abendrot und Alpenglühen Besondere Momente der Dämmerung

Rotgefärbter Himmel beim Sonnenuntergang, danach ein sattes Abendrot - das ist erst der Anfang! Die Dämmerung zaubert manchmal noch lange weiter an den Himmel: die Gegendämmerung, das Purpurlicht oder gar ein Alpenglühen.

Stand: 17.10.2022 | Archiv

Nach Sonnenuntergang leuchtet der Himmel oft in sattem Abendrot. Morgens und abends gibt es aber auch andere Dämmerungsphänomene zu bewundern, wie etwa Purpurlicht und Alpenglühen. | Bild: picture-alliance/dpa

Der allabendliche Abschied der Sonne wird bei schönem Wetter von einem farbenprächtigen Lichtspektakel begleitet. Die tief stehende Sonne färbt den Himmel im Westen in allen Rottönen. Und selbst nach ihrem Untergang leuchtet das Abendrot noch lange weiter. Manchmal erstrahlt sogar noch das Purpurlicht, in den Alpen kommt es zum Alpenglühen.

Abend- und Morgenrot

Abend- und Morgenröte entstehen durch die Atmosphäre der Erde: Sie streut das Sonnenlicht. Abends und morgens treffen die Lichtstrahlen sehr flach auf die Erde und müssen so einen längeren Weg durch die Atmosphäre nehmen. Dabei wird blaues Licht so stark gestreut, dass es nicht durch die Atmosphäre hindurch kommt. Der steile Lichteinfall mittags legt dagegen einen sehr kurzen Weg durch die Atmosphäre zurück und wird weniger gefiltert.

Verantwortlich für die unterschiedlichen Lichtstimmungen ist unsere Erdatmosphäre.

Unsere atmosphärische Schutzhülle besteht aus vielen Kleinstpartikeln: Staub, Wasserdampf und Gas. Sie reflektieren das Sonnenlicht und streuen es. Besonders die kurzwelligen Strahlen, blaue und grüne Lichtanteile, werden bei einem langen Weg durch die Atmosphäre stark abgelenkt. Die langwelligen gelben und roten Lichtanteile werden hingegen auch abends und morgens viel weniger gestreut, gelangen durch die Atmosphäre und färben den Himmel rot.

"Abendrot - Schönwetterbot', Morgenrot - schlecht' Wetter droht"

Bauernweisheit

Diese Wetterregel trifft tatsächlich oft zu. Mit gutem Grund: Denn die Tiefdruckgebiete, die in Deutschland das schlechte Wetter bringen, kommen meist aus Westen. Abendrot leuchtet aber nur, wenn der Himmel im Westen klar ist und die Luft ruhig steht - keine Wolken am Horizont, höchstens darüber, und kein Wind aus der Wetterrichtung. Morgenröte ist dagegen oft ein Anzeichen dafür, dass diese ruhige, klare Luft bereits nach Osten abgedrängt wurde - von einer Schlechtwetterfront, die schon im Westen lauert.

Gegendämmerung

Gegendämmerung und Erdschatten

Wenn ihr das nächste Mal einen Sonnenuntergang bewundert, dann dreht euch um: Mit etwas Glück könnt ihr am Horizont im Osten eine Lichterscheinung sehen, die weit weniger bekannt ist als das Abendrot - die Gegendämmerung. Ein schwacher Widerschein des Farbspektakels im Westen taucht auch den Osten in rosa-violettes Licht. Darunter, als grau-blauer Streifen, steigt der Erdschatten vom Horizont auf.

Purpurlicht

Purpurlicht

Selbst wenn die Sonne schon zwei bis fünf Grad unter den Horizont gesunken ist und das Abendrot "mitgenommen" hat, geht der Farbrausch noch weiter: Purpurlicht lässt höhere Schichten erstrahlen.

Purpurlicht in den Wolken

Besonders, wenn im Westen Cirruswolken zu finden sind, die hochfliegenden, fedrigen Eiswolken, beginnt noch einmal ein rotes Glühen am Himmel. Bei ganz klarem Himmel scheint dagegen der blaue Himmel selbst plötzlich purpurn aufzuleuchten: Winzige Staubteilchen in großer Höhe werden von der längst untergegangenen Sonne zum Leuchten gebracht.

Alpenglühen

Nicht nur in den Alpen: auch der Himalaya glüht

Wenn ihr euch in den Bergen befindet, beginnt jetzt ein ganz zartes Schauspiel: Die Westseite der Gipfel erglüht im Widerschein des Purpurlichts - Felsen und Gletscher werden in ein leuchtendes Rosa getaucht. Die Alpen glühen ...

Anhören und Mitnehmen

Die Blaue Stunde: Fragiles Gleichgewicht aus Licht

Leuchtende Nachtwolken

Leuchtende Nachtwolken Eisiges Licht in der Sommernacht

In den "weißen Nächten" von Mitte Mai bis Mitte August ist manchmal noch ein wunderschönes, seltenes Schauspiel am Abendhimmel zu bewundern: Wolken erstrahlen für kurze Zeit in silbrig-blauem Schimmer. Ihre Eiskristalle werden von den letzten Sonnenstrahlen zum Leuchten gebracht. Leuchtende Nachtwolken sind selten, weil bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen: Die Wolken müssen -120 Grad Celsius kalt sein. Im Sommer finden sich solche Wolken erst in einer Höhe von 82 Kilometern. Die Sonne muss weit genug unter den Horizont gesunken sein, dass man das Leuchten der Wolken am dunklen Himmel sehen kann. Zugleich darf die Sonne aber nicht zu weit unter dem Horizont stehen, sonst reichen ihre Strahlen nicht mehr zu den Wolken.

Eure Fotos leuchtender Nachtwolken


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