Mondsichel in Schieflage Mal stehend, mal liegend
Das ist euch bestimmt schon mal aufgefallen: Die Mondsichel am Horizont steht manchmal fast aufrecht, manchmal liegt sie beinahe auf ihrer Rundung. Damit reicht euch ein Blick um zu wissen, wie die Mondbahn gerade am Himmel verläuft.
Der Mond läuft fast auf der gleichen Ebene um die Erde wie diese um die Sonne - auf der Ekliptik. Daher zieht er ähnlich der Sonne oder der Planeten übers Firmament:
Er geht im Osten auf, erreicht den höchsten Punkt im Süden und geht im Westen unter. Aber seine Bahn ist 5,145 Grad zur Ekliptik geneigt. Sie verläuft also mal oberhalb, mal unterhalb der Ekliptik.
Durch die Neigung der Mondbahn zur Ekliptik liegt die Mondsichel immer wieder anders am Himmel: manchmal sehr aufrecht, manchmal in "Kahnlage". Je steiler Ekliptik und Mondbahn zum Horizont verlaufen, um so mehr scheint die Sichel "auf dem Bauch" zu liegen. Verläuft die Mondbahn dagegen flach zum Horizont, steht die Sichel fast senkrecht.
Aus diesem Grund ist auch der junge Mond nach Neumond mal früher, mal später zu sehen: Bei flacher Ekliptik steht die Mondsichel bei Sonnenuntergang schon tief am Horizont und versinkt kurz nach der Sonne, während sie bei gleichem Abstand zur Sonne bei steiler Ekliptik noch hoch steht und gut zu sehen ist.
Da die Mondbahn zur Ekliptik geneigt ist, schneidet sie diese an zwei Punkten - den Mondknoten oder Drachenpunkten. Im absteigenden Knoten wechselt der Mond von Norden nach Süden durch die Ekliptik - seine Bahn verläuft daraufhin unterhalb. Im aufsteigenden Knoten wechselt er dagegen nach Norden über die Ekliptik.
Bis der Mond wieder durch den gleichen Knoten wechselt, vergehen 27,21 Tage - seine drakonitische Umlaufzeit, auch "Drachenmonat" genannt (27 Tage, 5 Stunden, 6 Minuten). Früher wurde an diesen Punkten ein sonnen- bzw. mondfressender Drache vermutet, denn sie spielen eine wichtige Rolle bei Sonnen- und Mondfinsternissen.