Drachenpunkte & Sonnenfinsternis Wo Sonne oder Mond gefressen werden
Für jede und jeden von uns ist eine Sonnenfinsternis eine Seltenheit. Weltweit gesehen kommen sie aber jährlich zweimal vor. Immer dann, wenn der Neumond so exakt zwischen Erde und Sonne steht, dass seine Bahn die Erdbahn schneidet - im Drachenpunkt.
Die Drachen- oder Knotenpunkte des Mondes spielen eine entscheidende Rolle für die Entstehung von Sonnen- und Mondfinsternissen: Denn diese können sich nur ereignen, wenn der Mond nicht nur zwischen Erde und Sonne hindurchwandert, sondern dabei auch annähernd auf der gleichen Ebene wie Sonne und Erde liegt - der Ekliptik.
Auf seiner geneigten Bahn erreicht der Mond die Ekliptik regelmäßig, zweimal in jedem Monat steht er in einem solchen Knotenpunkt. Damit eine Sonnenfinsternis zustande kommt, muss sich dieser Knotenpunkt jetzt aber auch noch zwischen Sonne und Erde befinden. Das passiert etwa zweimal im Jahr, dann fällt der Schatten des Mondes auf die Erde und es gibt eine Sonnenfinsternis. Es genügt, dass der Mond dabei in der Nähe seines Knotenpunktes steht, damit sein Schatten nördlich oder südlich des Äquators auf die Erde fällt.
Zweimal Sonnenfinsternis in jedem Jahr
Da die Mondbahn etwas unregelmäßig ist, ereignen sich die zwei Sonnenfinsternisse nicht immer zu gleichen Zeit, sondern jedes Jahr etwas früher. Die Mondknoten wandern langsam um die Erde herum. Genau nach 18 Jahren, elf Tagen und acht Stunden (bei vier Schaltjahren) bzw. nach 18 Jahren, zehn Tagen und acht Stunden (bei fünf Schaltjahren) ergibt sich wieder die genau gleiche Stellung von Erde, Sonne und Mond. Sonnen- und Mondfinsternisse wiederholen sich also nach exakt dieser Zeitspanne, die Saroszyklus oder -periode genannt wird. Dann sind zugleich 223 synodische und 242 drakonitischen Monate vergangen: Der gleiche Knotenpunkt wird in der gleichen Mondphase erreicht.
Und dazu immer eine Mondfinsternis
Eine Sonnenfinsternis gibt es also immer nur bei Neumond - der Mond befindet sich zwischen Erde und Sonne. Und nur bei Vollmond kommt es zur Mondfinsternis, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne steht. Dann befindet sich der Drachenpunkt ebenfalls genau auf der Linie Sonne-Erde, allerdings nicht auf der Sonnenseite, sondern der Nachtseite. Jetzt fällt der Schatten der Erde genau auf den Mond. Die Mondfinsternis findet immer zwei Wochen vor oder nach einer Sonnenfinsternis statt.
Zugleich muss der Mond etwa im Mondknoten (Drachenpunkt) stehen. Doch dass jetzt der "Drache" tatsächlich Mond oder Sonne "fressen" kann, liegt am besonderen Verhältnis von Sonne und Mond.
Die nächsten Sonnenfinsternisse (SF) | |
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29.03.2025 | partielle Sonnenfinsternis über
Europa, Nordafrika, Russland |
21.09.2025 | partielle Sonnenfinsternis über
Neuseeland und Antarktis |
17.02.2026 | ringförmige Sonnenfinsternis über
Antarktis |
12.08.2026 | totale Sonnenfinsternis über
Sibirien, Grönland bis Nordspanien in Dtld. nur partiell im Sonnenuntergang |
06.02.2027 | ringförmige Sonnenfinsternis über
Südamerika, Antarktis, westl. und südl. Afrika |
Sonnenfinsternis - ein kosmischer Zufall
Sonne, Mond und Erde - ein kosmisches Dreiecksverhältnis, das ein einmaliges Ereignis im Sonnensystem nach sich zieht: die totale Sonnenfinsternis. Die Sonne ist 400-mal größer als der Mond, und sie ist 400-mal weiter von der Erde entfernt. Dadurch erscheinen uns beide am Himmel gleich groß - etwa ein halbes Grad scheinbare Größe. Tritt der Mond genau zwischen Erde und Sonne, verdeckt er sie aus unserer Perspektive komplett - eine Sonnenfinsternis.
Finsternis ist nicht gleich Finsternis
Je nach Länge und Geometrie des Mondschattens kommt es zu einer partiellen, ringförmigen oder totalen Sonnenfinsternis. Bei einer totalen Sonnenfinsternis steht der Beobachter im Kernschatten des Mondes. Die Totalität dauert bis zu 7 Minuten und 33 Sekunden. Während der Totalität ist die Korona der Sonne sichtbar und es wird so dunkel, dass man sogar Sterne sehen kann. Ringförmig sind Sonnenfinsternisse, wenn der Mond auf seiner elliptischen Bahn weiter von der Erde entfernt ist oder die Erde auf ihrer elliptischen Bahn näher an der Sonne ist - die Mondscheibe erscheint in beiden Fällen etwas kleiner als die Scheibe der Sonne und kann sie nicht komplett verdecken.
Die regelmäßige Sensation
Weltweit gesehen, sind Sonnenfinsternisse recht häufig: Jährlich finden etwa zwei Finsternisse statt - immer, wenn sich der Mond in einem der Drachenpunkte befindet. Doch da eine Sonnenfinsternis immer nur auf einem höchstens 200 Kilometer breitem Streifen zu sehen ist, ist sie für jeden einzelnen Ort auf der Erde eine Seltenheit.
Kurzes Vergnügen
Die totale Sonnenfinsternis über Deutschland im Jahr 1999 war mit knapp zweieinhalb Minuten recht kurz. Die längste tatsächlich gemessene Finsternis ereignete sich am 20. Juni 1955 auf den Philippinen mit 7 Minuten und 8 Sekunden. Die theoretische Maximallänge würde die Finsternis am 16. Juli 2186 im Mittelatlantik mit 7 Minuten und 29 Sekunden fast erreichen und wäre dann für die nächsten 1469 Jahre Rekordhalter.
Blickt niemals ungeschützt in die Sonne!
Ob Sonnenfinsternis oder andere Beobachtungen am Taghimmel: Blickt auf keinen Fall ungeschützt in die Sonne! Auch eine Sonnenbrille schützt eure Augen nicht genug. Ihr könnt schwere Verletzungen bis zur Erblindung davontragen. Benutzt immer eine Sonnenfinsternis-Schutzbrille! Solltet ihr die Sonne mit einem Teleskop oder Fernglas betrachten, braucht ihr unbedingt spezielle Filter, da die Vergrößerung auch die Intensität der Strahlen verstärkt. Es genügt nicht, eine Schutzbrille vor die Linse zu halten!